Embargogeschäfte im kalten Krieg

 

Die CoCom sollte verhindern, dass die Länder unter sowjetischem Einfluss (RGW-Staaten) Zugang zu moderner Technologie bekommen. Dies betraf Waffen, Kernenergieanlagen und Industrieanlagen. Besondere Auswirkungen hatte dies neben reiner Rüstungstechnologie bei der damit verbundenen Mikroelektronik. Den Behörden der Exportkontrolle, in der Bundesrepublik das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, musste ein plausibler Verbleibnachweis geliefert werden. Gegen Zahlung eines hohen Boykottzuschlags waren westliche Firmen dennoch bereit, Hochtechnologie an den Ostblock zu liefern. Für den Verbleibsnachweis wurden teilweise Scheinfirmen in westlichen Ländern gegründet oder die Waren zur Spurenverwischung durch die halbe Welt transportiert. In der DDR befassten sich der Bereich KOKO und die HVA mit der konspirativen Beschaffung von technischen Unterlagen und Embargoware.

 

Die Hinterlassenschaft des Zaren Schalck-Golodkowski

 Die Hinterlassenschaft des Schalck-Golodkowski

 Nach der überstürzten Flucht des KOKO Zaren Aleksander von der Wallstraße ins westliche Asyl wurde die Hinterlassenschaft seines Imperiums von der Generalstaatsanwaltschaft der noch existierenden DDR gesichtet und sichergestellt. Die dort gefundenen einundzwanzig Tonnen Gold wurden dem maroden Staatshaushalt zugeführt, die Waffen, die später Gegenstand von Ermittlungen von Bokolic´s Kommissariat werden, bei einer Zweigstelle des Innenministeriums eingelagert, die Schriftunterlagen bei der Generalstaatsanwaltschaft und die Stasiberichte der ehemals das KOKO-Imperium überwachenden AG BKK bei der später als Gauck Behörde bekannt gewordenen Institution. Für Bokolic´s Kommissariat werden die sichergestellten Schriftunterlagen der AG BKK wesentliche Erkenntnisquellen für Waffengeschäfte der Firmen des KOKO Imperiums sein. Während Bokolic die Unterlagen der Stasi AG BKK hinsichtlich möglicher strafrechtlich relevanter Waffengeschäfte durch Mitarbeiter und Geschäftspartner der KOKO Firmen IMES und WITRA auswertet, ist sein Kollege Rolf aus Rheinland Pfalz mit der Verkaufswegfeststellung für die rund zweitausend sichergestellten Handfeuerwaffen aus den Kellern des Zaren Aleksander in der Wallstraße beschäftigt. Die erstgenannte Auswertung führt letztendlich zu dem Schluss, dass der stattliche aber auch staatliche Waffenhandel der DDR nur in Einzelfällen strafbare Sachverhalte ergibt, und diese Einzelfälle noch dazu von anderen Stellen wegen deren Zuständigkeit verfolgt oder auch nicht weiterverfolgt werden.

 

Kriegswaffengeschäfte der KOKO unter Alexander Schalck-Golodkowski

 Embargogeschäfte der KOKO

 Bis heute ist die Kalaschnikow wegen ihrer Robustheit eine heiß begehrte Waffe und wegen ihrer niedrigen Gestehungskosten ein Exportschlager für die ehemaligen Ostblockländer. Der einzige Nachteil ist ihre beständige Neigung bei Dauerfeuer infolge des Rückstoßes aus dem anvisierten Ziel zu wandern. Erst einige Jahre vor dem Ende des Kalten Krieges gelingt dem größten Hersteller von Handfeuerwaffen in der Bundesrepublik, eine fast rückstoßfreie Waffe zu entwickeln. Dies bleibt den DDR-Strategen nicht unbekannt und so versuchen diese auf dem üblichen Weg über KOKO an solche Waffen zu gelangen. Ein der für diese und ähnliche Fälle geneigter und geeigneter deutscher Geschäftsmann, der Geschäfte überwiegend außerhalb des Geltungsbereichs des KWKG (Kriegswaffenkontrollgesetz) abwickelt, hat über einen englischen Lizenznehmer Zugang zu einer solchen Lieferung gefunden. Der Endverbleib der Waffen wird geschickt verschleiert und die Präzisionswaffen zur Erhaltung legaler Ausfuhrgenehmigung angeblich ohne einen wesentlichen Teil dieses Kriegsgerätes, nämlich ohne Schlagbolzen, ausgeliefert. Sie gelangen auf Umwegen zur KOKO in die DDR und damit auch zu den „Terror bekämpfenden Stasi Spezialeinheiten“ wie auch zu den Spezialisten der SWT und von dort auch zu den Waffenherstellern der DDR in Suhl. Diese beeilen sich mit dem Aufbau einer geheimen Produktionslinie, in der diese richtungweisende Waffe nachgebaut werden soll. Die ersten Prototypen sind bereits in der Erprobung, mehrere Mitarbeiter der Firma IMES und Tochterfirma WITRA reisen nach Fernost und Südamerika mit Musterwaffen, um den Verkauf von Lizenzen und die Kooperation beim Aufbau von Fabriken für diesen zukunftsträchtigen Markt zu erkunden. Dann aber kommen die Wende und das Ende für solch friedenserhaltende Geschäfte. Das einzige, was Bokolic mehr als nachdenklich stimmt: Die im Bereich der KOKO sichergestellten Präzisionswaffen aus bundesrepublikanischer Produktion sind mit den Originalbeschusskarten des süddeutschen Herstellers sichergestellt worden. Wer sich mit solchen Waffen auskennt, muss wissen, dass dies nur mit Zustimmung des Herstellers im Wissen um den Endverbleib von der Lizenzfirma in Großbritannien erfolgt sein kann. Die örtlich zuständige Staatsanwaltschaft stellt das Verfahren gegen die möglichen Verantwortlichen jedoch wegen Beweisschwierigkeiten und wohl im übergeordneten Interesse der Bundesrepublik Deutschland ein. Die übrigen untersuchten Embargolieferungen von Waffen, die unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen, darunter auch die Lieferung von zweihundert NATO-Gewehren aus Spanien über Österreich in die DDR kann wegen bereits eingetretener Verjährung nicht weiterverfolgt werden.

 

Ent - Tarnfarbe

 Die Geschäftsbeziehungen der Firma IMES mit Ägypten laufen bis dahin recht gut. Auf der Lieferliste stehen Panzer sowjetischer Bauart, Granatwerfer und Ersatzteile für die von den Sowjets gelieferten Düsenjets. Dann aber kommt der Sechstagekrieg und die ägyptischen Panzer werden von den Israelis reihenweise außer Gefecht gesetzt. Wie kam es nur dazu? Die letzte Lieferung von Panzern wäre beinahe an einer Kleinigkeit gescheitert, die sich im späteren Gefecht als ausschlaggebend erweisen soll. Die Panzer sollen laut Vertrag mit einem für ägyptische Zwecke wüstentauglichen Schutzanstrich versehen sein. Von der aufgebrachten Farbe her ist dieser beigebraune Ton als Tarnung ideal. Leider hat das Zulieferkombinat keine Möglichkeit die Farbe unter realen Einsatzbedingungen zu testen. Im Einsatz auf dem Sinai jedoch erweist sich die Tarnfarbe nach Wegnahme der Tarnnetze unter der grellen Sonne schnell als Zieloptimierung für die anrückenden Israelis, da sie sich binnen weniger Stunden in einen satten Schwarzton verwandelt und vor dem gelben Hintergrund des Wüstensandes ein perfektes Anvisieren ermöglicht. Da hilft es auch nicht weiter, dass die Ägypter sich nach dem verlorenen Krieg weigern die ausstehende Rechnung für die mangelhafte bereits durch Feindeinwirkung zerstörten Panzer zu bezahlen. Ob und inwieweit der Verantwortliche im Farbkombinat zur Rechenschaft gezogen wurde, ist für Bokolic nicht zu ermitteln.

 

Blendgranaten

Zwischen den beiden international tätigen DDR Waffenhandelsfirmen IMES und ITA ist die Welt außerhalb des Ostblocks in der Regel sauber durch höchsten Erlass aufgeteilt. Nur im Nahen Osten geraten die beiden Firmen im Krieg zwischen dem Iran und dem Irak zwischen die Fronten. Für diesen Krieg hat die DDR aus reinen fiskalischen Zweckmäßigkeitsgründen mit beiden Kriegsparteien unter anderem Kriegsgerät die Lieferung von Werfergranaten zugesagt. Nun kommt der einzige DDR Hersteller von Aufschlagzündern mit der gesteigerten Nachfrage nicht zurande. Es muss also unter Einsatz von raren Devisen durch den Bereich KOKO schnellstens für Nachschub aus dem Westen gesorgt werden. Ein williger Lieferant findet sich im neutralen Schweden, der möglicherweise in Unkenntnis der wahren Bestimmung, die Fracht auf einem DDR-Schiff der Ostseeflotte auf den Weg schickt. So werden die fehlenden Zünder schnellstmöglich eingebaut und beide Krieg führenden Parteien wollen danach auf dem Schatt El Arab gegenseitig ihre hoffnungsvolle Jugend auslöschen. Doch weit gefehlt. Die gelieferten Granaten erweisen sich in der Mehrzahl als Versager, also als echte „Blendgranaten“. Was ist geschehen? Einer der westlichen Geheimdienste hat Wind von den blendenden Geschäften bekommen und in dem nordischen Werk kurzer Hand dafür gesorgt, dass das Land weiterhin neutral bleiben kann, indem man ein Großteil der Zünder funktionsuntüchtig machen lässt. Zur Verwunderung der kriegstreibenden Mullahs und ihrer verfeindeten Iraker machen die Granaten beim Aufschlag nur leise „Plop“, was die verfeindeten Muselmanen jedoch nicht daran hindert, sich mit anderen Waffen im Schatt El Arab umso blutigere Gefechte zu liefern