Aus meiner Schreibwerkstatt

Schreiben ist Handwerk. Das gesprochene Wort ist flüchtig, das geschriebene Wort hingegen ist wie ein handwerklich gefertigtes Möbelstück etwas Bleibendes. wenn auch viele der nachfolgenden Zeilen anlassbezogen sind, so zeigen sie doch die vielfältigen Möglichkeiten der schriftlichen Kommunikation.

Geburtstagspost, Rückblick auf sechzig Jahre und die Gedanken über ein Geburtstagsgeschenk erinnern im Nachhinein an gute Freunde, das Tagebuch für eine Geliebte an die schöne Zeit zweier frisch Verliebter.

Neue Geschichten zum Bullenalltag, und auch über Weihnachten  bisher nicht veröffentlichte Erzählungen und weiter mit dem Spiel mit Worten wie auch dem Spiel mit Begriffen, macht nicht Halt vor der Deutung oder Mißdeutung von alten Sprichworten und der Vielfalt von begrifflichen Irritationen angesichts der Wortzusammensetzungen zweier gegensätzlicher Worte.

Nach Lyrik und gereimten Gedanken zum Schluss ganz persönliche politische Gedanken und Meinungen.

Geburtstagspost

Geburtstags P(r)ost

 

Heute schreiben wir

Auf allerfeinstem Briefpapier.

Zu Deinem Wiegenfeste

Wünschen wir das Allerbeste;

 

Gesundheit, Glück und Segen,

Sonnenschein und wenig Regen,

Einen lieben Mann und einen treuen Hund

Auch Euros im Portemonnaie zu jeder Stund.

 

Die guten Dinge, die wir wünschen,

Füllen Papier von Berlin bis München,

Wir senden nur dies eine Blatt,

Weil wir vom Schreiben schon ganz matt,

 

Lass Dir im neuen Lebensjahr

Bloß wachsen kein graues Haar,

Nimm es wie´s kommt und sei gescheit

Mit Ärger kommt man doch nicht weit.

 

So stoßen wir mit Rotwein dann

Auf Deine und unsere Gesundheit an.

Rückblick

Rückblick auf sechzig Jahre

Sechzig Jahre und ein bisschen weiser,

Die Musik spielt trotzdem noch nicht leiser.

Arbeit war das halbe Leben,

hat viel genommen und auch viel gegeben.

Geschuftet und geackert hast Du wohl jahrein jahraus,

Sowohl beim Bau als auch am eigenen Haus.

Krankfeiern gab es bei so gut wie nie,

Auch wenn es zwackte mal im Kreuz oder im Knie.

 

Jetzt endlich fährst Du wohl in ruhigerem Gewässer

Und fühlst Dich - so hoffen wir - auch schon viel besser.

Bedenke genau, wir sind auf dieser Welt nur Gast,

Was kannst Du noch wünschen, was Du nicht schon hast?

Hast Garten und Haus und selbst einen Wauwau,

Hast zwei verständige Kinder einen jungen Mann und eine junge Frau.

Hast eine tolle Frau die Dich liebt und verehrt

Und die dazu noch (manchmal) auf Deine Worte hört.

 

Hast Auto und Fahrrad, auch Roller und Skater,

Kannst fahren damit oder auch laufen die Meter.

Drum bleibe zufrieden, fröhlich, gesund und munter

Dann geht die Welt bestimmt nicht unter.

Im Alter geht ´s uns nicht mehr nur um ´s Große

Es zählt der Kern und nicht die äußerliche Pose.

So lass uns munter und vergnügt den Tag genießen

Auch wenn mehr Haare ausfallen als sprießen.

Gedanken über ein Geburtstagsgeschenk

Was sollen wir Dir bloß schenken?

 

Hemden, Hosen, Socken und Krawatten hast Du mehr als genug, mit allem Edlen und Feinen, was Küche und Keller hergibt, kannst Du Hundertschaften versorgen. Mit Kleinigkeiten für Eitelkeiten wie Duftwassern oder -Seifen, Krawattennadeln oder Brillenhaltern, Pfeifengestellen oder ledergebundenen Tagebüchern wollten wir nicht ankommen. Bei Büchern fehlt uns das Wissen, was noch nicht in Deiner Bibliothek steht. Nach reiflicher Überlegung sind wir zu dem Entschluss gekommen, Dir ein kalkuliertes Abenteuer zu schenken, etwas für die Sinne und etwas für die Lust. Etwas Neues sollte es auch schon sein. Alte Erfahrungen zu wiederholen mag recht schön sein, man muss dazu jedoch wissen, wo und wann und wie solche Erfahrungen Dir begegnet sind. So dachten wir, eine Reise in den Fernen Osten, zu den Söhnen Nippons wäre vielleicht ganz angenehm. Da wir wissen, dass man solche Reisen nicht gerne allein unternimmt, haben wir uns erlaubt, Deine heiß- und innig Geliebte gleich mit einzubeziehen. Sucht Euch einen freien Abend aus, bestellt telefonisch zwei Plätze am Teppan Yaki Tisch; esst zwei Tag zuvor nichts, nehmt Euch mehr als drei Stunden Zeit, und bittet den Meister, Euch die weißen Schlabberlätzchen anzulegen und Euch in die schönsten und angenehmsten Geschmacks- und Geruchsvariationen seiner fernöstlichen Haute Cuisine einzuführen.

Geschenk zum neuen Lebensjahr

Das Jahresversprechen

 

365 Tage hat das Jahr,

So schenk ich Dir die alle gar.

Für jeden Tag ein Wohlgenuss,

Falls Du es willst auch einen Kuss.

365 mal Massage im Wohlfühlpack,

Die stecken in dem Gabensack.

Auch jeden Tag ein gutes Wort,

Ich liebe Dich in einem fort.

Hab sonst nicht viel zu bieten Dir,

Von nun an will ich reißen mir,

Ein Bein aus oder auch mal mehr,

Damit Du ärgerst Dich nicht sehr.

Will achten auf die Sauberkeit,

Im Haus bei jeder Gelegenheit.

Will nicht nur grummeln oder granteln,

Deine schönen Dinge nicht verschandeln.

Kurzum, will viel mehr mit Dir lachen

Will auch mal machen schöne Sachen.

Lass uns gemeinsam danach streben,

In Liebe und Glück das ganze Leben

Aus dem Tagebuch für eine Geliebte

Montag, 02.11.1992, 21.40 Uhr

 

Spieglein, Spieglein an der Wand,

wer ist die Schönste im ganzen Land?

Wer wohl?

Für mich bist Du es.

Dein Teddybär.

 

Dienstag, 03.11.1992, 06.15 Uhr

 

Mein lieber Schatz, ich schreibe Dir,

hiermit auf kleinkariertem Papier.

Mir geht es gut – ich hab Dich lieb.

Ich sags noch einmal keinen Piep

Sonst wirst Dus hören.

Sei brav und lieb

- letzteres nur zu mir

- ersteres nur zu anderen Männern

- beides zusammen zum Rest der Welt.

Kuss, Dein Pandabär.

P.S.

Es war gestern Abend mit Dir

Unsagbar schöön, schlimm schöön.

Ich bin so froh, dass ich Dich gefunden habe.

Dein Knuddelbär.

 

09.11.1992, 06.20 Uhr

 

Liebes!

Du, Du, Du,

Lässt mir keine Ruh.

Mein Herz!

Mein Schatz!

Mein geliebter Mausespatz!

Bis heute Abend ungefähr,

Dein Wuschelbär!

 

11.11.1992, 06.20 Uhr

 

Ich denk an Dich!

Mit diesem Mistkerl von Zahnchirurg

werd ich abrechnen,

wenn er Dir wehtun sollte,

sag ihm das, dem Drecksklempner,

dem Elendigen.

Außerdem zum kleinen Trost:

Ich hab dich herzlich lieb,

Dein Auabär.

 

12.11.1992, 06.00 Uhr

 

Guten Morgen mein krankes Hühnchen!

 

Wenn Du ausgeschlafen hast,

dann ruf mich doch mal an!

Alles Liebe, Gute... wünsch ich Dir,

 

Dein Kuschelbär

..... dass ich’s nicht vergesse zu sagen,

zu schreiben und zu zeigen:

Ich hab Dich lieb!

 

16.11.1992, sehr früh

I C H

1

4

7

11

2

5

8

12

3

6

9

13

0

0

10

14

 

Kreuzworträtsel am frühen Morgen

Anfangsbuchstaben sind einzusetzen für

1 und 8 und 12 = Dein Vorname

2 und 9 = Maßeinheit für Temperaturen

3 und 10 = Wo wir uns in Ewigkeit treffen

4 = wie 3

5 = Anfangsbuchstabe des Alphabets

6 und 14 = der nach 5 kommt

7 = Anrede für einen guten Bekannten

11 = Was wir für uns empfinden

13 = bis in alle ???

Bis dann mein Herz.

Montag 23.11.1992, 06.00 Uhr

 

Meine Liebste!

Ich freu mich so auf ein Leben mit Dir

Dein Wuschelbär

P.S. Anbei drei Stück Stollen, damit Du mir nicht verhungerst.

 

 

Montag 23.11.1992, 22.30 Uhr

 

Mein innig geliebtes Billie Mädchen!

Vielen Dank für den schönen Abend und die hoffentlich nachfolgenden 20 Jahre.

Dein Grizzlybär.

Grizzly für grau, alt und brummig;

(Von wegen mich aus der Küche verjagen und ab in die Wanne) Na sowas auch.

 

 

Mittwoch, 25.11.1992, 06.12 Uhr

 

Mein Mäuselchen;

Die Welt ist ja so ungerecht. Ich muss raus in´s kalte Wetter, muss schuften und ackern und Du …kuschelst Dich warm in Deinem Bettchen, räkelst und streckst Dich, stehst danach auf und schon kommt ein Sektfrühstück angeflogen. Ach seufz, schluchz, murks, was soll´s: Heut Abend hab ich Dich ja wieder.

I.H.D.L U D M A?

Brummbär, Knurrhahn & Co.

 

 

Montag, 14.12.1992 06.00 Uhr

 

Guten Morgen Mein Siebenschläfer!

Hier spricht Dein gutes Gewissen.

Endlich wieder Post vom Tiger aus Panama. Wo hat der bloß die ganze Zeit gesteckt?

Ach ja, er hat Dich lieb, lieber, am allerliebsten.

Dein durcheinander und verrückter Bär.

 

 

 

Freiheit

In Bearbeitung

 

Liberté, égalité, fraternité

 

Freiheit von oder für

 

Gleichheit worin oder wozu

 

Brüderlichkeit zu was oder wem