Die Enthüllungen des NSA Agenten Snowden belegen es erneut: auch in unseren Demokratien wird trotz parlamentarischer Kontrolle die gesamte Tätigkeit der Nachrichtendienste durch Intransparenz und Rechtsmittellosigkeit bestimmt.
Ausnahmeregelungen für die Nachrichtendienste heben zunehmend staatliche Grundrechtsgarantien auf. Immer noch heiß umstritten ist, inwiefern nachrichtendienstlich
arbeitenden Behörden ein Informationsaustausch mit den Strafverfolgungsbehörden gestattet ist. In der DDR wurde die Rolle von Mitarbeitern östlicher Nachrichtendienste als „Kundschafter des
Friedens“ propagandistisch von Mitarbeitern westlicher Dienste abgesetzt und unterschieden.
Kalinka arbeitet vor dem Abzug der Sowjetstreitkräfte aus der wiedervereinigten Deutschen Republik als Dolmetscherin bei einem Verbindungsstab der Nationalen Volksarmee zu den Streitkräften des großen Brudervolkes im Osten. Danach ist sie laut Aktenlage ohne feste Anstellung und arbeitet als Dolmetscherin auf eigene Rechnung für alle möglichen und unmöglichen Firmen im Ost-Westhandel, immer zwischen Berlin und Moskau hin und her pendelnd. Nach dem Auszug ihres unehelichen Sohnes aus der gemeinsamen Wohnung sucht und findet sie in Doc den passenden Untermieter, der sich, genau wie sie und ihr neuer Lebensgefährte Popovic, mit der Vermittlung obskurer Ost – Westgeschäfte befasst. Derartige Geschäfte werden überwiegend in US Dollar cash abgewickelt, um unbequemen Fragen der Zoll- und Finanzbehörden wie auch Verdachtsmeldungen von Kreditinstitutionen auf Geldwäsche aus dem Wege zu gehen. Wer sich in dieser Szene auskennt, den kann es nicht verwundern, dass viele sich die benötigten Dollar nicht über Kreditinstitute beschaffen, weil hierbei Geld zu- und Abflüsse als Kontobewegungen jederzeit nachvollziehbar sind. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass eines Tages ein gewisser Ventoro, allein schon dem Aussehen nach einem reinsten Vertreter einer sizilianischen Bruderschaft, Kalinka Popov und Doc anbietet, größere Mengen der dringend benötigten baren Zahlungsmittel „günstig“ zu besorgen. Von dem fragwürdigen Angebot günstiger Dollar bekommt Neuseppel, Zuträger für alle möglichen Polizeidienststellen und Dienste über Doc Kenntnis und mutmaßt prompt und zu Recht, es könne sich, wie dies bei fast allen „italienischen“ Angeboten dieser Art der Bargeldvermittlung der Fall ist, um ein Falschgeldgeschäft handeln. Zwischenzeitlich hat Doc den äußerst günstigen Devisentransfer als Vermittlungsangebot allen ihm bekannten Grauhändlern in bekannter Manier zugänglich gemacht. Aus dem Badischen wird darauf von dem Agenten Wundersam ein Kopplungsgeschäft avisiert, das sich erst später für Doc´s Karriere als verhängnisvoll erweisen soll. Ein Russlanddeutscher namens Jäger aus dem südlichen badischen Raum bietet RM 20/20, manchmal auch Red Mercury genannt, eine nach einer Auskunft des deutschen Auslandsgeheimdienstes obskure Mischung von Substanzen an, die teils mit radioaktiven Stoffen verunreinigt ist. Der Stoff soll zur Beschichtung von Stealth Fluggeräten dienen, die dadurch angeblich für das Radar nahezu unsichtbar werden sollen. Der Münchener Dienst bestreitet jedoch diese behauptete Wirkung nachdrücklich. Dank mehrerer Hinweise von Neuseppel und anderer nicht näher zu identifizierenden Informanten von Diensten und Polizeidienststellen wird Jäger bei einem Scheingeschäft mit falschen US Dollar, die durch Vermittlung der Gruppe um Doc und Wundersam durch Ventoro geliefert werden, festgenommen und das für Doc’s Gruppe bestimmte RM 20/20 bei der Durchsuchung von Jägers Wohnung sichergestellt. Bei der Untersuchung dieser Substanz wird festgestellt, dass diese mit insgesamt sechs Gramm hoch radioaktivem Plutonium versetzt ist. Dies ist der vorerst erste Fund von waffenfähigem Plutonium auf bundesdeutschem Boden. Aus den Schriftunterlagen des Doc ergibt sich, dass sowohl Haschmich als auch Wundersam sich zusammen mit Doc mit Jäger sowie weiteren Beteiligten am schönen Oberrhein mehrmals getroffen haben. Dazu zählen neben dem Falschgeldlieferanten Ventoro auch mehrere Österreicher und Schweitzer, die in der Folge immer wieder bei solch obskuren Geschäften in Erscheinung treten. Wenig später suchen Kalinka und Popov bare Dollar für den Ankauf und die Weitervermittlung des angeblichen Jungbrunnen Alpha Feta Protein sowie von dreizehn Kilogramm Cäsium 137, das in Moskau auf dem Schwarzmarkt angeboten wird. Wieder ist es Neuseppel, der bei dem sich nun anbahnenden Falschgeldgeschäft die Rolle des Agent Provokateur spielt und die bayerische Polizei über die Lieferung des Falschgeldes durch Ventoro informiert. Durch einen Fehler bei der Übermittlung an die Berliner Falschgeldermittler gelingt es Ventoro, bei der geplanten Übergabe des Falschgeldes, mitsamt dem Falschgeld zu flüchten. Lediglich einige Musternoten bleiben im Wohnzimmer der Kalinka auf dem Couchtisch zurück. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnung werden die Musternoten sichergestellt, wie auch eine Vielzahl von Schriftunterlagen, darunter auch die umfangreichen Notizen aus dem Zimmer des Doc, der sich als Untermieter bei Kalinka und Popovic eingenistet hat. Wochen später landen die sichergestellten Schriftunterlagen auf Bokolic´s Schreibtisch, da sie offensichtlich mehrere Hinweise auf angeblich verschwundene DDR Vermögen enthalten und damit in Bokolic´s Zuständigkeit fallen.
Doc kennt von seiner früheren Tätigkeit in einem der besseren Gastronomiebetriebe der DDR an der Ostseeküste eine größere Anzahl Personen aus der Nomenklatura der DDR, die in diesem Betrieb ihre gemeinsamen Kuren absolvieren, ist jedoch in die Fänge des MfS geraten, weil er in Bezug auf die angebotenen Rinderlenden die Gesetze des Klassenfeindes angewandt hat, und einen Teil dieser, nur zum sozialistischen Verzehr durch Angehörige der Nomenklatura bestimmten Luxusgüter seinen eigenen Bedürfnissen zugänglich gemacht hat. Die Untreue zum Nachteil sozialistischen Eigentums hat ihm mehr als vier Jahre hinter Gittern sowie eine erzwungene Zusammenarbeit mit der VOPO und später dem MfS eingebracht. Nach der Wende haben ihn und seinen Führungsoffizier Benesch umtriebige Großbetrüger aus Ost und West für sich entdeckt, weil das Gespann für die dunklen Machenschaften der Herrschaften hoch talentiert erscheint. Doc verfügt über die Gabe eines fast absoluten fotografischen Gedächtnisses und ist zudem in der Lage, wie Bokolic später selbst feststellen wird, anhand von Notizen, Namen und Daten, komplexe Zusammenhänge zu erfassen und noch nach Jahren aus dem Stand abzurufen. Die umtriebigen Alt- und Neugenossen haben ihn deshalb kurzerhand mit dem imaginären Grad eines Doktors der Parawissenschaften“ ausgestattet, weiter ihn je nach Bedarf zu einem ehemaligen Oberst der Nationalen Volksarmee, des MilND, des Militärischen Nachrichtendienstes der DDR, oder des MfS, des Ministeriums für Staatssicherheit ernannt, und nun treibt er sich zwischen Ost und West hin und her, versucht als provisionierter Vermittler bei halblegalen und illegalen Geschäften auch sein Schäfchen ins Trockene zu bringen, ohne sich selbst den Pelz nass zu machen. Er notiert nur, wer, wann, was, für wie viel anbietet und wer, wann, was, für wie viel sucht. Fällt ein ihm bekannt gewordenes Angebot mit einem ihm bekannt werdenden Gesuch zusammen, vermittelt er zwischen den Parteien, nicht ohne vorher seine Provision zu kassieren. An den eigentlichen Geschäften selbst ist er nicht interessiert, da sie fast ausschließlich nicht legal sind. Irgendwann wird Wundersam von dem Geschäftspartner und ehemaligen „Führungsoffizier“ des Doc, einem gewissen Benesch in Berlin dem „Doc“ als vorgeblichen Oberst eines DDR-Dienstes, jetzt selbst ernannten Stabschefs und Mitglied der „Neuen Komintern“ vorgestellt. Dabei betont Benesch, dass es sich bei Doc um einen der wenigen Leute mit angeblichem Zugriff auf die verschwundenen DDR Millionen handele. Die „eingebildeten“ Agenten Doc und Wundersam finden sofort aneinander Gefallen. Daraufhin wird der junge Wundersam von Benesch auf den vorgeblichen KGB-Agentenführer Doc verpflichtet. Doc hat zusammen mit Haschmich eine Firma „PHI - Ost - West - Geschäfte“ in Zürich gegründet. Im Angebot der Firma sind seltene Erden, Metalle und strahlende Stoffe aus den Nachfolgestaaten der UdSSR darunter auch so genanntes RM 20/20 oder RM 30/30 Goldbarren der DDR wie auch Devisenbestände der DDR in Form von 100 US Dollarscheinen und Depotscheinen, Primebankgarantien von Banken ehemaliger Ostblockländer insbesondere aber Nordkoreas sowie verschiedene Obligationen. Gleichfalls gilt es, die jetzt überflüssigen Waffen und sonstigen strahlenden Abfallprodukte des Ostblocks an den Mann zu bringen. Nachdem Haschmich und Doc bei Schweizer Behörden wegen eines Geschäftes mit radioaktiven Materialien angezeigt, festgenommen und daraufhin des Landes verwiesen werden, ist in dieser Firma jetzt eine Stelle neu zu besetzen. So kommt es, dass Doc seine Zelte in Berlin aufschlägt, um dort an der Fortsetzung der Geschichte „Geld und Gold der DDR“ zu stricken. Währenddessen geht der neu geworbene Wundersam in Zürich in der „PHI-Ost-West-Geschäfte“ den gemeinsamen Geschäften nach: Er versucht die alten schrottreifen Waffensysteme aus Ostblockstaaten über pakistanische Vermittler nach Afghanistan und in alle Welt zu verkaufen, gleichzeitig besorgt er tiefgekühlte Proben von Alpha-Feta Proteinen, ein Stoff für Wunderheiler in den USA, bezieht Uran und Proben von hochgiftigem waffenfähigen Plutonium über dunkle Geheimdienstquellen aus der Ukraine und versucht den Verkauf vor Jahren bereits verrufener Obligationen amerikanischer Großkonzerne sowie nicht werthaltiger Depotscheine über suspekte Inhaberpapiere einer Hongkong-Shanghaier Großbank, ausgestellt auf Namen verflossener politischer Potentaten wie Marcos, Sukarno, Noriega und Honecker. Gleichzeitig ist er bemüht, einem hochrangigen slowakischen Regierungsmitglied einen Großkredit eines Schweizer Privatbankiers gegen eine „Prime Bank Garantie“ zu vermitteln. Daten über diese Aktivitäten, nebst Daten über Geschäftspartner und exemplarische Belegstücke in Fotokopie überreicht der vermeintliche Ostagent Wundersam dem vermeintlichen Kurier Benesch, der sie seinem Geschäftspartner Doc zur Auswertung übergibt. Dieser notiert fleißig jeden telefonischen oder sonstigen Kontakt mit jedem Manne und jeder Frau, führt gewissenhaft Buch über Vermittlungsaufträge, Treffen und Gesprächstermine, wer, wann, mit wem, worüber, auch warum oder warum nicht verhandelt, abgeschlossen erfüllt hat, und kassiert bei der Weitergabe von Interessenten- oder Anbieterdaten seine Vermittlungsprovisionen. Immer jedoch achtet er sehr sorgsam darauf, keine Garantie für die Seriosität der Angebote, der Anbieter oder der Interessenten abzugeben, denn er weiß zu genau, dass in diesem Ost - West Handel, genau wie beim Handel mit den nicht gedeckten Depotversprechen und dem Schwarzgeldtausch am grauen Devisenmarkt, besser ausgedrückt „der Geldwäsche“, nur allzu oft die „Heiße Luft“ der einzige Inhalt der Geschäfte ist. Über Doc lernt Wundersam auch den Zahnarzt aus dem Rheingau, Dr. Kamping kennen, der, nach Verschiebung von Zahngold seiner Patienten, Blut geleckt hat und seitdem in die Geldwäsche- und Goldgeschäfte der Gauner und Betrüger eingestiegen ist. Im Gegensatz zu den selbst ernannten Agenten hat Dr. Kamping bereits einige solcher Geschäfte erfolgreich abgeschlossen. So lässt sich Wundersam von Dr. Kamping zu dessen persönlichem Leibwächter und Fahrer bei diesen Geschäften ernennen. Auch der vorgebliche Agentenführer Doc profitiert hiervon, weil er dadurch Kenntnis von Geschäften und Geschäftspartnern und den Tricks bei Durchführung solcher Geschäfte erhält.
Im Rahmen des Verfahrens werden alle vom Grauen Devisenmarkt stammenden Angebote mit Anbietern erfasst und abgeglichen. Später übermittelt eine Bundesdeutsche geheime Oberbehörde, die ihren Sitz in Köln hat, eine Vielzahl von Faxkopien zu Angeboten von Devisentauschgeschäften und ähnlich obskuren Geschäften mit Seltenen Erden, Red Mercury, Edelsteinen, Bildern alter Meister, Edelmetallen, Bankgarantien und so weiter. Zur Herkunft der Faxkopien wollen die Herren natürlich keine Angaben machen und berufen sich auf einen in solchen Situationen willkommenen Quellenschutz. Dummerweise hat die Hohe Behörde vergessen, dass man bei solchen Vorgängen auch selbst Quellenschutz betreiben muss, und man bei Faxkopien aus diesem Grund die Absenderkennung unkenntlich machen sollte. Jedenfalls gelangt Bokolic über Ermittlungen zu dieser Kennung zu einer Firma, die sich in der Nähe der Elbchaussee in Hamburg in einer vornehmen Villa im Souterrain einquartiert hat. Nach einem kurzen Telefonat mit der Hohen Behörde in Köln ist man endlich bereit, den dortigen Ansprechpartner zu benennen. Bei der Überprüfung der genannten Personalien wird klar, warum die Hohe Behörde auf Quellenschutz bestanden hat. Der Ansprechpartner ist nämlich für eine Staatsanwaltschaft zur Fahndung ausgeschrieben. Nachdem die Konditionen eines vertrauensvollen Gesprächs mit der ausschreibenden Behörde geklärt sind, vereinbart Bokolic telefonisch mit dem „geführten Herrn Thielmännchen“ einen Termin in seiner Firma und erkläre ihm, zu welchen Konditionen die ihn suchende Staatsanwaltschaft einer Außerkraftsetzung der Ausschreibung zugestimmt hat. Er nimmt die Konditionen alle an, und bevor wir zu einem Gespräch mit ihm nach Hamburg fahren, hat Thielmännchen die Bedingungen des Staatsanwalts erfüllt. Zusammen mit seinem Kommissariatsleiter besucht Bokolic Thielmännchen in seinem noblen Büro an der Elbchaussee. Außer mehreren Telefonen und Faxgeräten in unterschiedlichen Farben ist die Einrichtung des Büros eher spartanisch. Einige offene Regale dienen zur Ablage von Faxpapier und unbeschrifteten Ordnern. Die ankommenden Faxe sind in mehreren farbigen Plastikkörben gestapelt. Thielmännchen erinnert mich an eine Tierart, die man allgemein als Wiesel bezeichnet. Immer in Bewegung, hinter seinem Schreibtisch unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschend, lässt er seine Blicke von einer Ecke des Zimmers in die andere springen. Länger als zwei, drei Sekunden blickt er sein Gegenüber nicht einmal im Gespräch an. Bei Befragung gibt er an, mit zwei Geschäftspartnern eine Agentur für die Vermittlung von Geschäften zwischen den ehemaligen Ostblockstaaten und Firmen aus dem europäischen Westen aufbauen zu wollen. Hierbei seien ihnen die Geschäftsangebote überwiegend per Fax ins Haus gekommen. Die Anbieter kenne er in der Regel lediglich von Telefonaten und Faxverkehr. Soweit er direkte persönliche Kontakte zu diesem Personenkreis gehabt habe, sei ihm bewusst geworden, dass es sich um windige, wenn nicht kriminelle Existenzen handele. Daher ziehe er es vor, sich auf eine rein provisionspflichtige Vermittlung zwischen Anbietern und Interessenten zu beschränken. Während des Gesprächs nimmt er zwischendurch eine Vielzahl von Anrufen auf unterschiedlich farbigen Telefonen auf seinem Schreibtisch entgegen. Auffallend hierbei ist, dass er sich bei jedem Telefonapparat mit anderem Namen und anderer Firma meldet, und auch sein Sprechduktus sich immer irgendwie anders darstellt. Die Virtuosität, mit der er von einer Rolle in die andere schlüpft, ist schon erstaunlich, besonders als er es dann fertig bringt, mit drei Gesprächspartnern gleichzeitig auf drei unterschiedlichen Telefonen zu sprechen, immer von einem zum anderen wechselnd, immer von einer Rolle in die andere schlüpfend. Nie verwechselt er hierbei sein Gegenüber oder das Gesprächsthema noch seine eigene Rolle. Bokolic glaubt kaum, dass ein gelernter Schauspieler dies besser darstellen könnte. Mit dem Gespräch zu Ende gekommen, versichert Thielmännchen, dass er bei diesen Gesprächen nur seine vorübergehend nicht anwesenden Geschäftspartner vertreten habe, und er sich bei diesen Gesprächen niemals in strafrechtlichen Bereichen bewegen werde. Er sichert zu, ZERV jede ihm zugehende Information über die hinterfragten Arten von Geschäftsangeboten zu übermitteln. In der Folgezeit tut er dies auch solange getreulich, solange er und seine Firma in Hamburg noch Aussicht auf irgendwelche Vermittlungsprovisionen sehen. Danach wendet sich Thielmännchen einem anderen Geschäftsfeld zu, und heute versucht er, soweit Bokolic in Erfahrung bringen kann, irgendwo auf den Balearen spanische Immobilien an russische Investoren zu vermitteln.
Während der Ermittlungsrichter im Untreueverfahren noch über den Erlass von Beschlüssen nachgrübelt, lädt Bokolic den Geschäftsführer der ASE-Securitas GmbH, Tim zur zeugenschaftlichen Vernehmung, da laut den sichergestellten Depotscheinen der ASE-Securitas GmbH, dieser die Einlagerung von 9,8 danach 24 und 33,6 sowie zum Schluss 54 Millionen lybische Dinare und von 10 Kasten, auch 250 Blechkisten mit je 4 Goldbarren zu 12,5 Kg in den Räumen der ASE-Securitas GmbH bestätigt hat. Die Vorladung an Tim ist keine drei Tage durch den Postausgang gelaufen, da meldet sich die Geheime Bundesbehörde aus München. Ein Blaukittel telefoniert mit unserer Leitungsebene und bittet, unter dem Siegel allergrößter Verschwiegenheit, die ihm durch Zufall bekannt gewordene Durchsuchung in Sachen „Geld und Gold der DDR“ um einige Tage hinauszuschieben, da „von der Aktion Betroffene derzeit in einem operativen Vorgang ihrer Behörde aktiv tätig sind, der von großem Interesse für die Belange der Bundesrepublik Deutschland ist“. Einer der Betroffenen soll seiner Kenntnis zufolge zudem in den nächsten Tagen zu entlastenden Aussagen in diesem Verfahren bereit sein. Tatsächlich erscheint am darauffolgenden Freitag, in Geschäftsführeroutlook mit prall gefüllter Aktenmappe unter dem Arm, „Tim“ bei unserem Kommissariat um „eine Anzeige zu erstatten“. Die Anzeige, die sich gegen Knopka und Bond richtet, und die Betrugsvorwürfe unseres Verfahrens widerspiegeln, wird aufgenommen. Nach mehrmaligen höflichen und danach energischen Bitten erscheint es Tim angebracht, endlich die in seiner Aktentasche befindlichen „Beweismittel“ zu seiner Anzeige zugänglich zu machen. Danach wird Tim darüber belehrt, dass sich zum Gegenstand seiner Anzeige aus meiner Sicht vorerst noch einige Fragen ergeben, die durch eine persönliche Vernehmung geklärt werden sollen. Nach Belehrung gibt Tim bereitwillig zu seiner Person, seiner beruflichen Laufbahn sowie zu der Firma ASE-Securitas GmbH Auskunft. Übel nimmt jedoch Tim, dass Bokolic ihn im Hinblick auf die Ausstellung der Depotscheine rein vorsorglich als Beschuldigten belehrt, trotz seiner Beteuerung, er habe nur den Einlagerungsvorgang, nicht jedoch die Einlagerung bestimmter Dinge wie Gold oder Geldscheine und erst recht nicht die Quantität eingelagerter Gegenstände bescheinigt. Er wird in der Folge schweißgebadet immer fahriger. Die Zuziehung eines Rechtsbeistandes lehnt er ab und antwortet wie unter einem inneren Zwang auf alle Fragen. Kern seiner Äußerung bleibt, dass er keine Kenntnis von Geld und Gold der DDR jemals gehabt haben will, und nie solches bei der ASE-Securitas GmbH eingelagert wurde. Er schildert, wie nach Gründung der GmbH ein Geschäftsmann aus dem Raume Bonn Hangelar von ihnen ein Angebot über die Einlagerung von 500 Millionen US-Dollar bis zu 1 Milliarde US-Dollar in Scheinen anforderte. Hierzu hat die ASE-Securitas GmbH Berlin damals noch Tochter der ASE-Securitas GmbH Bonn die Einlagerung in Bunkern der Schule der HVA in Gosen vorgeschlagen und ein Sicherheitskonzept und Angebot erarbeitet. Zu der Einlagerung sei es nie gekommen. In Gosen wollte später die ASE-Securitas GmbH weitere Materialien wie Seltene Erden, Edelmetalle und weitere Materialien aus dem Ost West Handel ihrer zweiten Firma der Ost West Kontor GmbH einlagern. All diese Geschäfte seien jedoch nie realisiert worden. Danach habe Tim durch Knopka Kontakt zu Bond bekommen. Diese beiden vermittelten mehrmals die Einlagerung von Waren Dritter bei der ASE-Securitas GmbH in den Räumen in Gosen. Unter anderem seien 25o verschlossene Alukoffer, vorgeblich mit Barrengold, sowie 4o verplombte Säcke, vorgeblich mit mehreren Millionen lybischen Dinaren zur Einlagerung angeliefert worden. Einlieferer waren unterschiedliche Personen, von denen er, Tim sich die Ausweise vorlegen ließ. Er habe die Ausweise in der Regel kopiert und zur Akte gegeben. Den Inhalt der verschlossenen Kisten, Kasten und Säcke habe er nicht überprüft. Meist habe Bond oder Knopka die Depotscheine auf vorgedruckten Formularen der ASE-Securitas GmbH ausgefüllt. Unterschrieben wurden die Depotscheine von dem Anlieferer als Besitzer der Ware und von ihm als Verwahrer. Öfter wurden die Depotscheine nach Anweisung eines Rechtsanwalts oder des Bond auf Dritte übertragen. Dass sich so die Mengen der bescheinigten Waren teilweise verdoppeln konnten, sei ihm nicht aufgefallen. Die vorgelegten Ausweise habe er nie auf Diebstahl oder Fälschungen überprüft. Dazu habe kein Anlass bestanden. Nach der Festnahmeaktion seien ihm Zweifel an der Aufrichtigkeit von Bond gekommen. Die Kisten mit dem Gold seien nämlich danach vom Anlieferer abgeholt worden. Deshalb habe er eine der Plomben an den Postsäcken mit den lybischen Dinaren gelockert, um den Inhalt zu überprüfen. In dem Sack befanden sich jedoch nur Kartons mit Fotokopierpapier. Zum Verbleib der übrigen eingelagerten Kasten will Tim dann keine Angaben mehr machen. Zwischenzeitlich ist es später Nachmittag geworden. Bokolic veranlasst die Bereitstellung eines LKW mit Fahrer. Der Abschluss der Vernehmung erfolgt spät nach Feierabend. Zusammen mit dem freundlicherweise dagebliebenen Kollegen Reinhardt, dem bereitgestellten Lkw und Tim fahren wir zur Schule der HVA, um vorsorglich die dort verbliebenen Deponate sicherzustellen. In einem Kellerraum, zu dem Tim den Schlüssel hat, werden vierzig prall gefüllten verplombten Postsäcke mit einem Gewicht von über 2,5 Tonnen gefunden. An einem weiteren verschlossenen Kellerraum, zu dem vorgeblich Tim keinen Schlüssel hat, bringt Reinhardt eine verdeckte Siegelmarke an. Tim darf, wie wir übrigen auch, in Anzug und Krawatte sowie im Schweiße seines Angesichtes die Postsäcke aus dem Keller auf die Ladefläche des Lkw buckeln. Als das Protokoll ausgefertigt ist, bricht schon Dunkelheit herein. Tim wird noch aufgefordert am darauffolgenden Montag in eigenem Interesse alle, aber wirklich auch alle, noch in seinem oder im Besitz der Firma befindlichen Schriftunterlagen und Beweismittel herbeizuschaffen. Diesem Verlangen kommt er ohne Verzug nach. Zu diesem Zeitpunkt ist Bokolic sich sicher, dass Tim einer der genannten Betroffenen ist, der in der für die Bundesrepublik vorgeblich so bedeutsamen Operation im Auftrag der Geheimen Blaukittel tätig ist. Gleichzeitig ist ihm klar geworden, dass Tim nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Weisung dieser Behörde gekommen ist. Bei nachfolgenden Vernehmungen bestreiten sowohl Tim als auch Günther jeden Kontakt zu einer Sicherheitsbehörde insbesondere zu den Blaukitteln südlich von München. Die späteren Ereignisse sollten diese Behauptung jedoch schnell ad absurdum führen. Aufgrund vorliegender Beweismittel ergibt sich die Notwendigkeit, im Untreueverfahren weitere Durchsuchungsbeschlüsse im Rhein Main Gebiet zu beantragen, um endgültige Klärung herbeizuführen, ob es die in diesen Zusammenhängen behaupteten Bestände von Geld und Gold der DDR jemals wirklich gegeben hat.