Gleich mehrere Gemordete hinterlassen Spuren in seinem Vorgang zur Beobachtung krimineller Devisenschiebereien. Mit Mord und Totschlag hat er wenig am Hut. Zeit seines Ermittlerlebens hat er sich vor solchen Ermittlungen gedrückt. Nun muss er feststellen, dass die zuständigen Mordermittler wesentliche Spuren übersehen, weil diese schlichtweg außerhalb ihres gewohnten Radarbildes liegen.
Der Weg, mehr schlecht als recht ausgebaut, führt über den Kamm eines mit dunklen Laubbäumen bestandenen Höhenzuges. Er markiert in diesem Teil des bergigen Landes gleichzeitig die Grenze zwischen der Schweiz und Österreich. Der österreichische Grenzteil wird von einem steilen Abhang geprägt, der mehrere Hundert Meter in die Tiefe abfällt, wo ein kleiner Bach vor sich in rauscht. Auf der anderen Seite erheben sich in mehreren Wellen immer höhere Bergketten, die je höher sie werden immer mehr mit dunkelgrünen Nadelgehölzen bedeckt sind, um in der Höhe am fernen Horizont nur noch nacktes Felsgestein zu zeigen. Der Weg selbst wird in unregelmäßigen Abständen von den Grenzern mit geländegängigen Fahrzeugen befahren. Nur wenige Einheimische benutzen ihn ab und zu als Abkürzung zwischen den beiden am Hang liegenden Weilern. Vor Jahren war es noch eine gefragte Schmuggelroute, weil es kurz vor dem nächsten Ort eine unbewachte durchaus befahrbare nur durch Verbotsschilder gesperrte Route nach Österreich gibt. Als die beiden Schweizer Grenzer mit ihrem offenen Geländewagen auf ihrer Morgenpatrouille daherkommen, wird der Fahrer unvermittelt von einem Lichtreflex geblendet. Neugierig geworden, was aus der Tiefe in geblendet haben könnte, lässt er den Wagen an einer Biegung ausrollen und beide Grenzer steigen nach kurzer Diskussion aus, um das kurze Stück bis zu der fraglichen Stelle zurückzugehen. Dort angekommen ist außer Laub und Baumstämme nichts Außergewöhnliches am Steilabhang zu sehen. Erst als der auffrischende Wind Sonnenstrahlen durch das hin und her schaukelnde Geäst in die Tiefe lässt, blitzt es von unten wie Morsezeichen zum Weg herauf. Wieder entspinnt sich eine Diskussion zwischen den beiden Grenzern. Der junge Fahrer will unbedingt die Ursache der Blinkzeichen herausfinden, während der Ältere zu bedenken gibt, dass der Abhang doch österreichisches Hoheitsgebiet ist und sie daher nichts angehe. Auch könne man doch auf dem nassen Laub ausrutschen und einen Unfall erleiden, was an sich schon schlimm genug wäre, aber dann auch noch einen Dienstunfall im Wenn auch befreundeten aber doch eben österreichischen Ausland. Der Jüngere setzt sich über all diese Bedenken hinweg und klettert unter weiterem Gezeter des Streifenführers den ausländischen Abhang hinab. Nach etwa zwanzig Metern liegt vor ihm in einer Mulde auf seiner linken Seite ein älterer Mann, den rechten Arm seitlich an einer Buche hochgereckt Das Glas einer Armbanduhr ist es, das von Sonnenstrahlen getroffen, die Lichtzeichen wie Hilferufe zum Weg nach oben gesandt hat. Doch einige kritische Blicke genügen dem Jungen, um festzustellen, dass hier jede Hilfe zu spät kommt. Der Mann ist zweifellos mausetot und das schon seit mehr als ein paar Stunden. Auch ist er wohl nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern schon eher an den zahlreichen Hieb- oder Stichverletzungen. Recht atemlos schildert der Junge wieder oben auf dem Grenzweg angekommen dem Alten, was er entdeckt hat. Nur noch ganz kurz mosert der Alte, dass er es ja gleich gewusst habe, dass man sich nicht in fremde Sachen einmischen und ohne Not auf fremdes Gebiet begeben solle und dass nun auch noch die längst überfällige Brotzeit endgültig zum Teufel sei. Danach besinnt er sich schnell auf seine Dienstpflichten, schickt den Jungen mit dem Wagen in den nahen Grenzort um Kollegen zu informieren und eine Brotzeit einzuholen, telefoniert mit seinen und österreichischen Polizeibehörden und harrt danach geduldig auf einem umgefallenen Baumstamm sitzend der Dinge, die da zwangsläufig kommen müssen. Es dauert eine geraume Zeit, in der der Alte mit dem zurückgekehrten Jungen gemeinsam die Brotzeit vertilgt hat, endlich Polizei und nach Zustimmung oberster Behörden auch die für den Totenfundort zuständigen Österreicher Behörden vor Ort sind, doch gegen Feierabend, inzwischen ist die dritte Brotzeit vertilgt, sind die Spuren gesichert, der Tote abtransportiert und Absprachen über Zuständigkeiten und Verfahrensweisen getroffen worden. Einen Tag später informieren die Schweizer Bundesbehörden die österreichischen Bundesbehörden über eine aus der Bundesrepublik eingegangene Suchmeldung nach einem Dr. Kamping, der nach Personenbeschreibung und einigen auffälligen Merkmalen mit der Leiche aus dem Grenzgebiet identisch sein könnte. Gleichzeitig bitten sie um Fahndung nach dem Campingbus des Dr. Kamping. Sie recherchieren außerdem in Zürich im Umfeld mehrerer Adressen und Personen, die bei der Suchanzeige durch die Frau des Dr. Kamping als Anlaufstellen und Geschäftspartner genannt werden. Bei der Auswertung der in einer Berliner Wohnung sichergestellten Unterlagen des „Doc“ stößt Bokolic auf die Namen Dr. Kamping und Wundersam. In diesem Zusammenhang ist als Fakt nur notiert: „nach dem Mord an Kamping Treffen mit Wundersam in Berlin“, und unter dem Datum des dritten Tages nach dem Treffen: „Festnahme von Wundersam in der Tschechei“, dazwischen eine Anzahl tschechischer und deutscher Namen, Telefonnummern mit Vorwahlen für Deutschland, Österreich, Tschechien und der Schweiz, sowie die Daten der Zeugenaussage dieser Personen bei der österreichischen Polizei. Erst Monate nach der Auswertung der Unterlagen des „Doc“ übermittelt der Senator für Justiz ein Ermittlungsersuchen des Ermittlungsrichters in Österreich zu dem Mord an einem Dr. Kamping im Grenzgebiet zwischen Österreich und der Schweiz. Er bittet um Recherchen zu einem gewissen „Doc“ in Berlin. Bereits vorher hat Bokolic durch Nachfragen beim BKA und anderen befassten Dienststellen die Sachlage und die von den Dienststellen vermuteten oder behaupteten Hintergründe abgeklärt und mit eigenen Recherchen und Unterlagen verglichen. Aus diesen Unterlagen geht zweifelsfrei hervor, dass Wundersam, im Grenzgebiet zur Tschechoslowakei aufgewachsen, beim Schmuggel von Goldschmuck aus der Tschechei von Grenzorganen der DDR ertappt wurde und daraufhin bereits als Schüler eine Verpflichtungserklärung zur Zusammenarbeit mit dem MfS unterschrieben hatte. Eine weitere Anfrage ergibt jedoch keine besondere Tätigkeit in der Eigenschaft als IM außer dürftigen Berichten über seine Mitschüler. Nach seiner späteren Schilderung in österreichischer Untersuchungshaft ist Wundersam im Sommer des Jahres 1994 mit Dr. Kamping in Zürich verabredet, um Devisenwechselgeschäfte mit einer Gruppe von Italienern durchzuführen. Die Anzahlung für diese Geschäfte hat Dr. Kamping bei sich, den größeren „Restbetrag“ will er sich bei einem bekannten Privatbankier in Zürich gegen höchsten Tageszinssatz leihen. In dieser Zeit ist Wundersam bei der Verfolgung eigener Geschäfte einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Hiervon hat auch eine mit der Firma PHI verbandelte Gruppe Wind bekommen, sein Mitgeschäftsführer, der zur jugoslawischen wie auch zur italienischen Mafia gute Kontakte unterhält sowie zwei Österreicher, die ebenso dubiose Hintermänner haben. Auch über die Rolle des Doc bei diesen Geschäften und über die Geschäfte des Dr. Kamping sind diese bestens informiert. Während Wundersam nach dem ersten Treffen mit Dr. Kamping und den Italienern nach eigenem Bekunden seinen ureigensten Geschäften nachgeht, begibt sich Dr. Kamping nach Schilderung des Wundersam alleine zu dem Privatbankier, von dem er einen Koffer mit Schweizer Franken für das Geschäft mit den Italienern ausleiht. Was dann geschieht, ist bis heute nicht ausreichend geklärt. Fest steht lediglich, dass Dr. Kamping später im Grenzgebiet zwischen Österreich und der Schweiz ermordet aufgefunden wird. Zweifelhaft bleibt Wundersam’s Schilderung, er habe auf Anraten und massiven Druck seiner Geschäftsfreunde und nach erneuter Rücksprache mit Doc den am Bahnhof in Zürich abgestellten Campingbus des Dr. Kamping mitsamt den Spuren der Mordtat übernommen und zu alten Freunden in die Tschechei verbracht. Danach geht Wundersam seinen Geschäften weiter nach, trifft sich drei Tage später mit Doc in Berlin um weitere Anweisungen für die Vermittlung des Kreditgeschäftes zwischen dem Schweizer Privatbankier Schweinebacke und Sekretär, einem slowakischen Regierungsmitglied einzuholen, kehrt danach wieder in sein Hotel in der Tschechei zurück, wo er sich zum Abendessen mit dem Slowaken Sekretär zur Unterzeichnung des Kreditvertrags verabredet. In der Zwischenzeit haben österreichische Behörden nach dem Fund des ermordeten Dr. Kamping längst eine Fahndung nach dem Campingbus und, nach Zeugenbefragungen am Wohnsitz des Ermordeten und in der Firma PHI, auch die internationale Fahndung nach Wundersam als dem mutmaßlichen Mörder des Dr. Kamping ausgelöst. Den tschechischen Behörden liegt der internationale Haftbefehl längst vor. Sie wissen schon seit Tagen vom Aufenthaltsort des Wundersam, wie auch vom Unterbringungsort des Fahrzeugs des Ermordeten. Sie unternehmen jedoch vorerst nichts. Erst als Wundersam sein Hotelzimmer zu dem Treffen mit dem slowakischen Regierungsmitglied verlässt, stürmen vermummte Gestalten einer Spezialtruppe das Zimmer. Wundersam wird festgenommen und seine Unterlagen und sein Laptop beschlagnahmt. Der Campingbus des toten Dr. Kamping wird bei seinen Freunden gleichfalls sichergestellt. Das Hotelzimmer Wundersam´s wird von verschiedenen Einheiten tschechischer Behörden mehrmals erfolglos durchsucht. Seine persönliche Kleidung, schriftliche Geschäftsnotizen und ein Computer werden gefunden und sichergestellt. Laptop, Notizen und ein Teil der Barschaft verschwinden auf geheimnisvolle Weise aus dem Polizeigewahrsam. Wundersam wird nach mehrtägiger Haft in einem tschechischen Gefängnis in eine geschlossene Krankenanstalt verlegt. Von der tschechischen Seite wird er ausschließlich zu Geschäften mit slowakischen, tschechischen, ukrainischen, rumänischen und weißrussischen Personen befragt. Die „Befragungen“ müssen sehr schmerzvoll gewesen sein. Dies bestätigen später ein Gefängnisarzt wie auch ein Gerichtsgutachter. Ein erster Besuch österreichischer Strafverfolger, und eine erste Vernehmung des Wundersam zum Mord an Dr. Kamping enden ohne jedes greifbare Ergebnis. Wochen später, am Tage des nunmehr zweiten Besuchs der gleichen österreichischen Vertreter der Strafverfolgungsorgane findet am Morgen der festgesetzten Besprechung mit der örtlichen Polizei dann „rein zufällig“ eine Putzfrau im ehemaligen Hotelzimmer des Wundersam, das zwischenzeitlich schon mehrmals die Gäste gewechselt hat, die „Tatwaffe“ sowie ein größeres Bündel mit Geldscheinen deutscher und amerikanischer Währung, insgesamt im Werte einer halben Million DM, darunter mehrere Scheine mit Blutflecken. Es handelt sich um exakt die Summe, die Dr. Kamping nach Recherchen der österreichischen Behörden bei seiner Ehefrau in der Bundesrepublik, bei sich gehabt haben soll. So steht einer Auslieferung des „Mörders“ nach Österreich nichts mehr im Wege. Wenige Tage nach Beendigung eines mehrwöchigen Hungerstreiks gesteht Wundersam nach Vorhalt aller Tatortfotos und tatortrelevanten Angaben nach stundenlangem Verhör dem österreichischen Starermittler den Mord an Dr. Kamping, nur um dieses Geständnis Tage später beim Ermittlungsrichter zu widerrufen. Die Fingerabdrücke auf der Tatwaffe können Wundersam nicht zugeordnet werden. Beweismittel, wie die blutbefleckten Geldscheine und die Spuren im Campingbus werden so ausgewertet, dass ein gerichtsfester Beweis danach nicht mehr möglich ist. Weitere Spuren in Richtung anderer Verdächtiger, einschließlich der dubiosen Geschäftsfreunde des Wundersam wie auch der Geschäftspartner des Dr. Kamping werden gar nicht erst weiterverfolgt. Schließlich wird nach über einjähriger Haftzeit der fast überführte Mörder Wundersam in Österreich vom Vorwurf des Mordes an Dr. Kamping freigesprochen. Verschwunden bleiben die Millionen des Schweizer Privatbankiers, die sich Dr. Kamping vor seinem gewaltsamen Tod ausgeliehen haben soll, ebenso, wie die schriftlichen und elektronischen Unterlagen des Wundersam über den geplanten Kredit an die Slowakei. Jahre später wird Wundersam aufgrund eines Haftbefehls der Staatsanwaltschaft Berlin in Deutschland festgenommen und später wegen des Mordes an Dr. Kamping verurteilt. Für Bokolic bleibt ein fader Beigeschmack, weil zu viele der aufgeworfenen Fragen im grauen Nebel geheimer oder geheimnisvoller Personen spurlos verschwinden. Nach Auskunft Züricher Ermittlungsbehörden geht kurz vor der Durchsuchung der Wohnung des Mordverdächtigen Wunderlich und der Firma PHI in Zürich ein vertraulicher Hinweis auf ein Versteck ein, in dem sich Uran als auch eine Probe Plutonium befinden soll. Das Uran wird gefunden, von dem Plutonium findet sich jedoch keine Spur. Die Auswertung der Notizen des Doc, wie auch die später übermittelten Kopien aus dem Besitz des Wundersam lassen für Bokolic zweifelsfrei den Schluss zu, dass beide an dem Geschäft des Jäger mit strahlendem Material beteiligt sind und dass Wundersam am Morgen des Mordtages erneut mit zwei Österreichern und einem Deutschen im Rheintal wegen einer Probelieferung solchen Materials verabredet sind. Der in den Notizen aufscheinende Name des Deutschen wird bei allen Abfragen bei allen Bokolic zugänglichen Stellen negativ beschieden. Der Name taucht jedoch später im Zusammenhang mit legendierten Ausweisen einer Abteilung 900 aus einem bundesdeutschen Ministerium auf. Wundersam wird später von einem Gericht in Österreich mangels eindeutiger Beweise freigesprochen und später in Berlin erneut wegen des Mordes angeklagt und verurteilt.
Frau Heilig wohnt mit ihrem Ehemann und den beiden Kindern in einem Reihenhaus am Rande einer Großstadt im Ballungsgebiet des Ruhrpotts. Frau Heilig macht sich an diesem Abend große Sorgen. Am Morgen ist Herr Heilig mit seinem Auto weggefahren, um zwei Termine wahrzunehmen. Bei der Bank will er einen Geldbetrag in niedriger vierstelliger Höhe abholen und dann mit seinem Geschäftspartner Kürzlich zu einem Kundentermin fahren. Gegen Mittag sollte er verabredungsgemäß den Jüngsten aus dem Hort abholen und danach ist ein Familienausflug geplant. Heilig jedoch holt weder seinen Sohn im Hort ab, noch meldet er sich auf seinem Handy. Daher gibt Frau Heilig am Abend eine Vermisstenanzeige bei der Polizei auf. Tage später wird Heilig´s zur Fahndung ausgeschriebenes Auto in einem Parkhaus in der Innenstadt entdeckt und dessen Leiche im Kofferraum des Pkw gefunden. Heilig ist mit Klebeband zu einem Bündel zusammengeschnürt worden und infolge des Sauerstoffmangels wegen des mit gleichem Klebeband fixierten Mund Knebels qualvoll erstickt. Der Pkw seines Geschäftspartners Kürzel wird einige Straßen weiter wiederum Tage danach sichergestellt, weil die Polizei Kürzel an seiner Wohnadresse nicht erreichen kann und dieser aufgrund seiner finanziellen Situation mit dem Tatmotiv Raubmord als Täter infrage kommt. Alle Fahndungen und sogar eine Ausschreibung im Bundeskriminalblatt erbringen jedoch keinerlei Hinweise auf den Aufenthaltsort des Kürzels. Eine Sendung der Reihe ARD Exklusiv ist bei der ZERV aufgezeichnet worden, weil sie sich mit den „dubiosen Praktiken alter Seilschaften bei der Geldwäsche von mehreren Millionen aus vorgeblichem Vermögen der untergegangenen DDR und ihrer Organe“ beschäftigt. Am Schluss dieser Sendung, die außer bereits widerlegten Räuber- und Betrügergeschichten für Bokolic´s laufenden Ermittlungen keine neuen Erkenntnisse bringt, berichten die Redakteure der Sendung jedoch von einem Mord an einem ihrer Informanten. Diese Neuigkeit veranlasst Bokolic, den Text der Sendung beim Sender anzufordern sowie Rückfrage bei der zuständigen Mordkommission in Nordrhein-Westfalen zu halten. Von dort wird mitgeteilt, dass nach Ermittlungen davon ausgegangen wird, dass der ermordete Heilig vermutlich von seinem flüchtigen Geschäftspartner Kürzlich umgebracht wurde. Der Tatverdächtige werde mit Haftbefehl gesucht, eine Veröffentlichung im Bundeskriminalblatt sei bereits erfolgt. Bokolic wertet das BK-Blatt aus, in dem in knapper Form die Fakten des Mordes an Heilig geschildert, wie auch die Fahndung nach dem des Mordes verdächtigten Kürzlich angeführt wird. Danach überprüft er die Daten, die ihm bekannt geworden sind, und kommt zu dem Ergebnis, dass Heilig in die Devisentauschgeschäfte, die in der bewussten Fernsehsendung geschildert wurden, nicht nur als Informant des Senders verwickelt gewesen ist. Mehrere Daten und Personenbezüge aus den Bokolic vorliegenden Notizen des „Doc“ belegen dies. Es erscheint Bokolic unwahrscheinlich, dass der Geschäftspartner des Heilig, Kürzlich, der auf einem Riesenberg Schulden sitzt, seinen Kompagnon wegen der Summe von läppischen zehn Riesen entführt, im Kofferraum des diesem gehörenden Mercedes gefesselt, dem Erstickungstod überlassen haben soll, danach unter Zurücklassen seines eigenen Wagens, seiner Schriftunterlagen und aller übrigen Habe, sich zu Fuß aus dem Staub gemacht haben soll. Dies bespricht Bokolic auch mit den ermittelnden Kollegen bei einem Treffen an seinem Dienstsitz und bemerkt hierzu noch im Scherz, es wäre nicht verwunderlich, wenn der als Mörder gesuchte Kürzlich ebenso wie sein Kumpel Heilig irgendwo gefesselt und tot in der Umgebung des Fundortes von Heilig´s Leiche selbst herumliege. Viel später, als klar ist, dass Heilig und Kürzlich auch in dubiose Tauschgeschäfte von Devisen, vorgeblich mit DDR Hintergrund, involviert waren und die in Notizen des „Doc“ vorhandenen Daten zu Heilig ein tatsächlich stattgefundenes Treffen zwischen Betrügern und betrogenen Betrügern in der Schweiz wiedergeben, an dem auch Heilig und Kürzlich teilgenommen haben, wird zufällig die teilweise skelettierte Leiche von Kürzlich in einem Waldstück in der Umgebung des Fundortes der ersten Leiche in Nordrhein Westfalen aufgefunden. Kürzlich wurde nach dem polizeilichen Ergebnis der Tatortaufnahme wie auch nach den späteren Feststellungen der Gerichtsmediziner zu etwa der gleichen Zeit wie Heilig ermordet. Er wurde mit dem gleichen Klebeband gefesselt, wie Heilig. Was Bokolic die Kollegen bis dahin jedoch verschwiegen hatten: Der Knebel, den man Heilig bei seiner Entführung in den Mund gesteckt hatte, und an dem er elendiglich erstickt war, bestand aus Zeitungspapier. Hierbei handelte sich um ein Exemplar der Moskauer Inlandsausgabe der russischen Prawda mit einem Druckdatum, das nur Tage vor dem gewaltsamen Tod liegt. Nach Bokolic´s Feststellungen hat die russische Generalstaatsanwaltschaft verstärkt Ermittlungen vorgenommen zu der illegalen betrügerischen Verschiebung von Russendiesel, das heißt zur Verschiebung von schwarzen Dieselbeständen der Sowjetarmee bei ihrem Rückzug aus der ehemaligen DDR. Eine der in die Geschäfte involvierten Personen war Heilig. An den geschilderten Verhandlungen zu dem späteren Devisentauschgeschäft in der Schweiz waren ebenfalls Vertreter einer russischen Gruppierung in Berlin beteiligt. Zu diesen hatten die beiden Ermordeten Deutschen ausweislich ausgewerteter Unterlagen kurz vor ihrem gewaltsamen Tode noch mehrfach Kontakte. So standen die Kollegen nunmehr vor einem Doppelmord mit unklarem Motiv. Ein Zusammenhang zwischen den Devisentauschgeschäften oder den betrügerischen Geschäften mit Russendiesel und dem Doppelmord kann beweisbar nicht hergestellt werden. Der Doppelmord ist nach wie vor ungeklärt geblieben.
An einem sonnigen Frühlingsmorgen gegen die Mittagszeit biegt ein Pkw von der Autobahn Berlin Magdeburg kommend im Brandenburgischen auf eine Ortsverbindungsstraße ab und einige Hundert Meter vor der nächsten Ortschaft in einen sandigen Waldweg ein, obwohl dieser laut deutlichen Hinweis nur für forstwirtschaftlichen Verkehr freigegeben ist. Der Pkw ist mit zwei männlichen Personen besetzt, von denen der Beifahrer deutlich über vierzig Jahre ist. Eine knappe halbe Stunde später verlässt der Pkw, diesmal nur mit dem Fahrer besetzt, den Forstwirtschaftsweg in Richtung der nahen Autobahn. Der Fuchs, der am späten Nachmittag über die kleine mit Gras bewachsene Lichtung am Waldweg schnürt, macht einen großen Bogen um den älteren Mann, der friedlich und still auf dem Rücken liegend, die letzten warme Strahlen der Abendsonne zu genießen scheint. Später gegen Mitternacht wundert sich der grauhaarige Dachs über den scheinbar immer noch tief schlafenden Menschen auf der nun mondhell beschienenen Lichtung, traut sich jedoch auch nicht näher heran, da der in der Luft liegende Geruch menschlicher Ausdünstung ihm Gefahr signalisiert. So liegt der knorrige untersetzte Alte mit offenem Hemd und weit offenen Augen und starrt unentwegt dem wechselnden Lauf der Sonne und des Mondes nach. Endlich am Morgen des dritten Tages schnuppert der Dobermann eines Spaziergängers an dem in den ewigen Schlaf des Gerechten oder auch Ungerechten verfallenen Menschen, um danach seinem Herrn mit lautem Bellen den seltsamen Fund zu vermelden. Dieser inspiziert den Schläfer aus der Nähe von allen Seiten und, nachdem er das kleine runde Loch in dessen linker Schläfe, sowie die geronnene Blutlache im Gras daneben entdeckt hat, greift er zu seinem Handy und informiert die Polizei über seinen grausigen Fund. Kurze Zeit später reihen sich die Einsatzfahrzeuge am Rande der Verbindungsstraße hintereinander auf. Rot-weiße Flatterbänder sperren den Forstwirtschaftsweg sowie großräumig auch den Fundort ab. Polizisten hindern Neugierige am Betreten des Waldstückes und Forstwirtschaftsweges. Noch vor dem Mittagsläuten hat die Mordkommission samt Spurensicherungstrupp die Ermittlungen übernommen. Die Befragung des Leichen auffindenden Spaziergängers und der beiden zuerst den Fundort absichernden Beamten ist abgeschlossen. Nun reihen sich in konzentrischen Kreisen um den Fundort sowie auf der gesamten Länge des Forstwirtschaftsweges Markierungstäfelchen neben vorerst nur fotografisch und später tatsächlich gesicherten möglichen Spuren des Verbrechens. Bis in die späten Abendstunden eilen gespenstisch anmutende, von Kopf bis Fuß in weißen Schutzanzügen steckende Ermittlungsbeamte, Spurensicherer, ein Gerichtsmediziner und ein Staatsanwalt auf festgelegten und markierten spurenfreien Pfaden hin und her, fotografieren, messen und vermessen, diktieren in ihre Memocords, zeichnen auf, gießen Schuhprofile und Reifenprofile aus, tüten Boden- und Fauna Proben ein, etikettieren sorgsam und spurenschonend verpackte mögliche Beweismittel, hier eine Zigarettenkippe, da ein Streichholzrest dort ein Fetzen Papier. Zum Abschluss der Arbeiten wird der Tote ebenso sorgsam in eine mit Folie ausgelegte Zinkwanne gehoben und zur Gerichtsmedizin abtransportiert. Der Tote trägt unter seinem Hemd offensichtlich noch den Riemen einer Geldkatze, die mit sauberen Schnitten abgetrennt und verschwunden ist. Die spätere Auswertung der bei dem Toten gefundenen Schriftstücke und erste Ermittlungen danach ergeben, dass es sich bei dem Toten offensichtlich um einen Kaufmann aus Nordrhein Westfalen handelt, der mit dem Aufkauf und der Verwertung von so genannter Havarieware von den Autobahnen in seinen Schnäppchen Läden ein beträchtliches, wenn auch nicht immer steuerehrlich verdientes Vermögen macht. Die letzten Tage vor seinem Tod hat er in einer Berliner Pension gewohnt und sich laut Auswertung seiner Handydaten mit mehreren Personen geschäftlich verabredet. Nun stellen sich der Mordkommission Fragen über Fragen. Zweifellos ist Kniepsack erschossen worden. Doch wie ist der Kaufmann aus Nordrhein-Westfalen in den Wald bei Potsdam gekommen, und warum ist er dort erschossen worden und von wem vor allen Dingen. Es ist für die Kollegen mühsam genug, den Reiseweg des Kniepsack von Nordrhein-Westfalen nach Berlin zu verfolgen. Nach Zeugenbefragungen und weiteren Untersuchungen ist klar, dass Kniepsack ein Devisentauschgeschäft in Berlin abwickeln wollte. Unklar bleibt jedoch, welche Summe Kniepsack insgesamt für dieses Geschäft bei sich hatte, und wo dieses Bargeld nach seiner Ermordung abgeblieben ist. Zwischenzeitlich sind Telefonnummern und Personalien aus seinem Notizbuch wie auch aus seinen geschäftlichen Unterlagen ausgewertet. Durch eine Routineanfrage an die ZERV wollen die ermittelnden Beamten sicherstellen, dass mögliche Hinweise aus dem Bereich der Regierungskriminalität der DDR-Abwicklung nicht unbeachtet bleiben. Die Anfrage kommt zu Bokolic auf den Tisch, der die genannten Personen- und Telefondaten mit Unterlagen seines Strukturverfahrens vergleicht. Zumindest einige der Personen, die mit dem Kniepsack wegen dieser Geschäfte in Kontakt standen, sind in den Unterlagen des „Doc“ und in den bekannten Ermittlungen zu einer Großbetrügergruppe um „Metzger“ genannt. Im Laufe der weiteren Kontakte und Ermittlungen erhärtet sich der Verdacht, dass Kaufmann Kniepsack, wie so viele andere auch, auf ein betrügerisches Devisentauschgeschäft mit DDR Hintergrund eingestiegen ist und im Verlauf des Geschäftes bei einem Treffen mit einer Person, die ihm unter Aliaspersonalie vermittelt wurde, sowohl sein Geld als auch sein Leben verloren hat. Obwohl die Person, die diese nicht existenten Personalien benutzt hat, später durch einen Zeugen identifiziert und benannt werden kann, gelingt es nicht zu beweisen, dass dieser sich am Tattage mit Kniepsack getroffen hat, noch dass dieser der Mörder oder Mordauftraggeber war. So bleibt sowohl Kniepsack´s Tod vorerst ungesühnt als auch sein Bargeld verschwunden.