Essen im Freien, heute als Picknick bezeichnet, ist doch viel mehr als nur Essen und Trinken, es ist die höchste Form der Kommunikation:
Picknick Saarländisch:
Wenn die Nachbarschaft sich auf der Wiese neben dem Haus unter dem großen Kirschbaum einfand, gab es in den Zeiten, in denen die Zwetschgen schon alle im Kuchen verbacken oder zu Marmelade verarbeitet waren eben Großmutters berühmten Handkäse mit oder ohne geschnittene Zwiebeln aber immer mit frischem dunklem Butterbrot.
Picknick Bretonisch:
Nun sitze ich an einem Abend mit Trampgenossen unter Apfelbäumen auf einer Wiese am Straßenrand, vor uns auf meiner Schlafdecke einige Stangen Weißbrot und den besagten Ziegenkäse und aus der Flasche, die im Kreis herum gereicht wird zwischen Happen von Brot mit Käse einen kräftigen Schluck Cidre nehmend. Käse und Cidre stammt vom nahe gelegenen Bauernhof.
Picknick Hessisch:
Etliche Jahre später sitze ich an einem lauen Sommertag im Freundeskreis im Vordertaunus unter dem Blätterdach einer alten, mächtigen Kastanie im Garten einer Straußwirtschaft, genieße einen sauer gespritzten kühlen Äppelwoi und dazu den für diesen Landstrich typischen Handkäs mit Musik.
Picknick Berlinerisch:
Obwohl die Frühlingsabende noch recht kühl sind, haben wir uns in einer noch sonnenbeschienen Ecke niedergelassen. Nicht nur um dem lauten Trubel und der Überfüllung in der Gaststätte zu entgehen, sondern auch, weil die überwiegenden Gespräche sich mit am darauf folgenden Morgen anstehenden Durchsuchungen befassen. An diesem Abend leben wir eine Berliner Variante der Freiluftbeköstigung. Käse ist dabei allerdings nicht vorgesehen. Dafür ist die Auswahl an Fleisch und Wurst groß.
Picknick Bayerisch:
Während Ilses Enkel sich auf dem angeschlossenen Spielplatz austobt, sitzen wir auf lehnenloser Holzbank an blauweiß kariert eingedecktem Tisch unter knorrigen Platanen und lassen uns die Bayerische Variante der Freiluftverköstigung munden. Zu frisch gebackenem Leberkäs mit süßem Senf gibt es je nach Gusto eine Semmel oder eine Laugenbrezn, dazu ein spritziges Weißbier.
Picknick Burgundisch:
Später, als die Sonne schon untergegangen ist, sitzen wir in der Flaniermeile an einem der kleinen Bistrotische, umgeben von Einheimischen, die den Feierabend auf die französische Art bei einem demi litre Vin rouge und einem kleinen Imbiss einläuten. Ilse hat sich zu dem Roten eine Platte mit Kräuterhartkäse bestellt, ich selbst bevorzuge den angebotenen Camembert.
Picknick Neapolitanisch:
Südlich von Neapel, da vor langer Zeit die Griechen ihre ersten Kolonien auf dem italienischen Festland aufbauten, wovon heute noch eine Reihe imposanter Tempelruinen zeugt, lassen wir uns dieses Mal an einem alten Bauernhof nieder, wo wir zwischen alten Olivenbäumen mit einem Teller Mozarella di buffalo mit sehr viel frischem Basilikum und wirklich sonnengereiften Tomaten verwöhnt werden. Das dazu gereichte Brot ist, so wie es schmeckt, von der Wirtin selbst gebacken und der Rotwein kann seine süditalienische Heimat nicht verleugnen.