Sprichworte und Wortspielereien

Nachdenkliches über unsere Sprache für Inländer und Zugereiste

Sprache hat die Macht der Unterscheidung. Sie erschafft Objekte erst in ihrer Bedeutung. Es ist nicht trivial, wenn man wie Schäuble etwa von "Flüchtlingslawinen" spricht. Er beschreibt Menschen so nicht als Individuen, sondern verklärt sie zu einer Naturkatastrophe. Schon das zeigt: Sprache bildet nicht neutral ab.

 

Der "Volksverräter" ist ein Schlachtruf der besorgten Bürger – er stammt aus der NS-Zeit.  Mit der "Lügenpresse" ist das ganz ähnlich. Den Begriff gibt es zwar schon im 19. Jahrhundert, groß wurde er aber in den 1920er und 1930er Jahren, als die Nazis die bürgerliche Presse als "Lügenpresse" pauschal diffamierten. Neu sind Begriffe wie die "Merkel-Jugend", angelehnt an die Hitler-Jugend.

 

Vier Strategien : Erstens die Aktualisierung von alten Nazi-Begriffen, die auf die heutige Zeit angewendet und für eigentlich harmlos erklärt werden – zum Beispiel der "Volksverräter" oder der "Volkstod". Zweitens die Umkehrung: Dabei werden Worte gegen ihren traditionellen Sinn verwendet. Das passiert etwa, wenn Pegida-Demonstranten "Demokratie" fordern und straffe Autorität meinen, oder ihren linken Gegendemonstranten "Nazis raus" entgegenbrüllen. Sehr auffällig und häufig angewendet wird drittens die Pauschalisierung. Ein Beispiel hierfür ist "Asylant", eine abwertende Bezeichnung für alle. Zentral für die gesamte Rhetorik ist viertens eine Mimikry des Tabubruchs.

 

"Asylkritiker", "Flüchtlingskrise" und "Kulturkreis". Das Wort "Asylkritiker" kleidet harmlos ein, was eigentlich harte Ausgrenzungspraxis ist. Heute nennen sich alle so, die die Flüchtlinge einfach "weg haben" wollen. Das in allen Medien häufig verwendete Wort "Flüchtlingskrise" trägt auch eine gewisse Perversion in sich. Denn wer hat hier eigentlich eine Krise? . Auch das Wort "Kulturkreis" wird inzwischen wie selbstverständlich benutzt. Dabei werden große regionale Räume zusammengeschraubt, die äußerst heterogen sind.

 

Die europäische Rechte ruft das Jahr der Patrioten aus. In Wirklichkeit beginnt damit das Jahrzehnt der völkisch – nationalen Idioten.

 

Nicht ganz wörtlich

 

Was sich liebt, das neckt sich,

Wer etwas sucht, versteckt sich.

 

Wer Schatten sucht, der braucht auch Licht,

Im Spiegel sich die Wahrheit bricht.

 

Die Sonne bringt es an den Tag,

Auch wenn man dies nicht gerne mag.

 

Der frühe Vogel fängt selbst dann den Wurm,

Wenn es schon dreizehn schlägt vom Glockenturm.

 

Müßiggang soll aller Laster Anfang sein,

Doch Arbeit ist des Lebens Zweck niemals allein.

 

Morgenstund hat Gold im Mund,

Verkündet der Gebissträger zu jeder Stund.

 

Liebe macht blind, Eifersucht taub und Hass stumm,

Gleichgültigkeit jedoch macht dumm.

 

Sich regen bringt Segen,

Fragt sich nur wem hingegen.

 

Steter Tropfen höhlt den Stein,

Die Hoffnung stirbt zuletzt allein.

 

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm,

Soldaten stehen vor Generälen stramm.

 

Drum rette sich wer kann,

es fragt sich nur wo wie und wann.

 

Besser den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach,

Besser tief geschlafen, als die ganze Nacht wach.

 

Wie Katz und Hund,

Sind Politiker zu jeder Stund.

 

Viel Feind viel Ehr,

Ist wie Reden mit dem Schießgewehr.

 

Die Kirche sollt ihr im Dorf lassen,

Gleichwie im Schrank die Tassen.

 

Wenn der Hahn kräht auf dem Mist

Sehen selbst die Hühner wie das Wetter ist.

 

Es war alles für die Katz,

Denn den Letzten beißen die Hunde.

 

Stille Wasser gründen tief,

Hohe Berge sind meist schief.

 

Wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein,

Wer sich nicht wäscht, der ist ein Schwein.

 

Der Prophet gilt im eigenen Lande nicht,

Selbst wenn er sich die Gräten bricht.

 

Viele Hunde sind des Hasen Tod,

Schlechte Nachrichten sind des Journalisten Brot.

 

Wer im Glashaus sitzt,

Bei Sonnenschein leicht schwitzt.

 

Glücklich ist, Wer nicht vergisst,

Dass die Welt nicht zu ändern ist

 

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr,

Drum gibt’s von den Dummen immer mehr.

 

Geben ist seliger denn Nehmen

Geben und Nehmen

In der irrigen Annahme, dass die Teilnahme an der erforderlichen Maßnahme der Entnahme unter der Maßgabe einer Rücknahme von Zugaben als Ausnahme auch eine Zunahme der Einnahmen hergebe, wurde bei großer Anteilnahme eine Eingabe zur Aufgabe einer zwangsweisen Abgabe bei der Rückgabe von Mitnahmen hereingegeben und diese nach Herausnahme der Hereingabe als Morgengabe zurückgegeben. Letztlich wird vom Herausgeber zugegeben, dass das Weggeben von weiteren Ausgaben zu einer Abnahme und damit zur Hergabe oder auch Wegnahme von Aufnahmen geführt hat. Die Hereinnahme weiterer Teilnehmer wird nach neuesten Angaben mit großer Hingabe weiterverfolgt. Einem Schreiben eines großen Angebers ist zu entnehmen, dass er ohne Rücksichtnahme auf die neue Herausgabe mit Aufgabe seiner Teilnahme droht.

Nehmen 

 Abnahme, Annahme, Anteilnahme, Aufnahme, Ausnahme, Ausnahme, Einnahme, Entnahme, Herausnahme, Hereinnahme, Maßnahme, Mitnahme, Rücknahme, Rücksichtnahme, Teilnahme, Teilnehmer, Wegnahme, Zunahme         

Geben

Abgabe, Angabe, Angeber, Aufgabe, Ausgabe, Eingabe, Herausgabe, Herausgeber, Hereingabe, Hergabe, Hingabe, Maßgabe, Mitgabe, Morgengabe, Rückgabe, Vergabe, Weggabe, Zugabe.

Spiel mit Worten

In einer Red(e)aktion ist der Red(e)akteur bei einem Vorfall hinlänglich aufgefallen (gefallen)hat er mir dabei nicht. Wahrscheinlicher hat die Peinlichkeit somit dazu beigetragen dass die Redefreiheit (lich) termingebunden gemäßigt eingeschränkt wurde.

 

in einer rede-aktion ist der rede-akteur bei einem vor-fall hin-länglich auf-gefallen hat er mir da-bei nicht. wahr-schein-lich-er hat die pein lich-keit -so-mit da-zu bei-getragen dass die rede-frei-heit-lich-ter-min-gebunden gemäß-igt ein-ge-schränkt wurde.

 

Im Treppenhauseingang ein Gangster sterbend lich(t) er lag. Unter ihm im Untergeschoss steckte ein Bleistift in der Patrone. Wäre es ein Füllfederhalter gewesen, so wäre der Gangster sterbend gewissermaßen eine Matrone geworden.

 

im treppen-haus-ein-gang ster-b-end-lich(t)-er lag, unter i(h)m-unter-geschoss steckte ein blei-stift in der pa-trohne. wäre es ein füll-feder-halter gewesen so wäre der gang-ster-bend gewiss-er-maßen eine ma-trone geworden.

 

In der Zeiterfassung unglaublicher Fehlverhalten enden leider in niemals sich lohnenden Entwürfen

 

In der zeit-(d)er fass-ung-glaub-lich(t)er-fehl-(v) er-halt-enden-leid-er-in-nie-mals-ich-lohn-end-(t)würfe(n)