2001 - Es geschah zu der Zeit als Mr. Rumsfeld Landpfleger in Mesopotamien war
- Eine bissige Gegenüberstellung von Realität und Weihnachtwunschdenken in Versen -
2002 - Kreuzköllner Dezember
- Monolog eines Berliners mit Migrationshintergrund zum christlichen Fest -
2003 - Der Bischof von Myra und die Weihnachtsmann AG
- Der Tagtraum eines Wachmannes zur Jahreshauptversammlung aller Weihnachtsmänner-
2004 - Ein Stern ist uns erschienen in jener Stillen Nacht
- Ein Gedicht über den wahren Sinn des Weihnachtsfestes-
2005 - Der Krippenstreit
- Ein Streit zwischen Krippenfiguren um historische Unwahrheiten um und über das Fest-
2006 – Weihnachtliches Ermessen
- Wie die richtige Auslegung des allgemeinen Polizeirechts ein Weihnachtsfest rettet -
2007 - Rotkäppchen und Wolf bei Maria und Josef
- Eine wahre Weihnachtsbegegnung aus der Jugendzeit des Autors -
2008 - Das Lichtenrader Weihnachtsfest
- Weihnachten ist immer und überall, die Geschichte einer Sommerweihnacht -
2009 - Das miese Weihnachtsgeschäft
- Bilanz, Kampagne, Geschäft und Ausklang des Weihnachtsfestes mit kritischen Anmerkungen -
2010 - Eine schöne Bescherung
- „Denglische“ Verse zum Familienfest -
2011 - Der echte Weihnachtsmann
- Zwiegespräch zwischen einem Kind und einem alten Mann über Glaube, Liebe, Hoffnung -
Eigentlich wollte ich in diesem Jahr die Geschichte der Kiezweihnacht im Alt-Lichtenrader Kiez erzählen. Ich hab es bleiben lassen. Ich werde euch heuer keine besinnliche Weihnachtsgeschichte erzählen. Dafür habt ihr die Möglichkeit zwei Geschichten zu lesen, die uns zur Besinnung einladen. Die Erste wird Euch an die Weihnachtsgeschichten aus dem Jahre 2001 erinnern. Wenn nicht könnt Ihr diese weiter unten nachlesen. Die Zweite handelt von der Menschwerdung und dem Menschsein. Nicht jedem von Euch werden diese Geschichten "schmecken". Dafür könnt Ihr sie ja in den Papierkorb des Internets oder auch eures Vergessens jagen.
Es geschah zu der Zeit als Trump und
Putin
Landpfleger in Mesopotamien waren
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
Nun kommen die Fürsten der Herrlichkeit;
Die Einen sind für Krieg und Terror allezeit,
Die Anderen für Macht und Geld zu Allem bereit.
Zu Bethlehem geboren im Stall ein Kindelein,
Gibt sich für uns verloren; gelobet muss es sein.
Und wer dies Kind mit Freuden umfangen, küssen will,
Muss vorher mit ihm leiden groß Pein und Marter viel,
So leiden Menschen in Ost, West, Süd und Nord,
An Entbehrung, Krankheit, Folter und Mord.
Stille Nacht, heilige Nacht, keiner schläft und jeder wacht:
Draußen werden wieder Menschen umgebracht.
Mit Bomben; Granaten und Drohnen wohl;
Sie töten Menschen und den Menschensohn.
Wir aber sind satt, gesund, zufrieden und frei
Was mit den Anderen geschieht ist uns einerlei.
Es kommt ein Schiff geladen
Bis an sein höchstes Bord
Trägt Menschen voller Schaden,
Man weist sie ab, man schickt sie fort,
Das Meer es nimmt sich gnädig an,
In seinen Fluten sie ertrinken dann.
Wir aber schauen in aller Seelenruh
Dem Sterben auf den Meeren zu.
Von draußen vom Walde komm ich her,
Ich will euch künden traurige Mär:
Erde, Tiere und Pflanzen kränkeln immer mehr.
Was kümmert uns, wenn der Wald ist sterbenskrank,
Hauptsache aus edelstem Holz ist Boden und Schrank,
Was kümmert uns, wenn Erde und Wasser vergiftet sind,
Wenn Agrarindustrie krankmacht selbst unser Kind.
Hauptsache wir haben satt zu Essen und Trinken,
Auch wenn Müll und Abfall zum Himmel stinken.
Was kümmert uns, wenn keine Lerche mehr singt,
Kein Baum oder Strauch mehr Früchte bringt,
Weil Bienen und Schmetterlinge umgebracht,
Durch die Agrarindustrie bei Tag und bei Nacht.
Wir sind von Gestern, leben im Heute und nicht im Morgen,
Sollen sich doch unsere Enkel um das Morgen sorgen.
Süßer die Glocken nie klingen
Als zu der Weihnachtszeit;
Lauter Politiker und Medien nie klingen,
Künden von großer Scheinheiligkeit.
Die Wahrheit ist ein kostbar Gut
Doch sie tut selten Allen gut.
Jeder Politiker sagt er hätt sie allein,
Doch glauben tun sie es nur zum Schein.
Sie konferieren ununterbrochen Tag und Nacht
Und haben nie Einigkeit zu Wege gebracht.
Diplomatie oder Fakt des Möglichen nennen sie das
Sie glauben daran und dies nicht im Spaß.
Sie wollen ihre Wahrheiten als allgemeingültig verkaufen
Sie wollen, dass wir in vielen Wahrheiten ersaufen.
Die Medien wiederum sind in der Zwischenzeit
Zur Verbreitung aller Schandtaten wohl bereit
Uns als einzige objektiv und wahrhaftig zu unterrichten,
Dabei ihre Wahrheiten als allgemeingültig zu gewichten.
Gleichgültig ob wahr, halb wahr oder gelogen
Wir werden mit Schlagzeilen um die Nachricht betrogen
Sie betonen immerzu die Freiheit der Presse,
Dabei sind sie abhängig von wirtschaftlichem Interesse.
Es blüht das Geschäft selbst in den dümmsten Runden
Hauptsache Aufmerksamkeit für zahlende Kunden.
So fallen Sie heute reihenweise auf die Knie
Vor Politikern und Wirtschaftsbossen wie nie.
Ich lag und schlief, da träumte mir
Ein wunderschöner Traum;
Es stand auf dieser Erde hier
Ein hochgewachsener Baum.
Und als ich nach dem Baume sah
Und ganz verwundert stand,
Nach einem Apfel griff ich da,
Und alles, alles schwand.
Da wacht´ ich auf aus meinem Traum.
Und dunkel war´s um mich:
Du wunderschöner Baum,
Sag an, wo find´ ich dich?
Wie ein einziger Erdentag sind abertausend Jahr
Ihr Menschen werdet endlich dies wohl gewahr
Was in uralten Mythen geschrieben steht
Der Glauben an Menschsein nie vergeht.
Diesen Mythen zu glauben es steht euch frei
Doch das Wissen darum ist nicht kostenfrei.
Woher wir kommen und wohin wir gehen
Unsere Kinder und Enkel werden es sehen.
Unsere einzige Heimat ist dieser Planet,
Egal wie gut oder schlecht es ihm geht.
In der Nacht zu Heilig Abend hat ich diesen Traum:
Ein Affenpaar stieg von jenem Baum
Die Äffin pflückt den Apfel dann
Vom Baum der Erkenntnis irgendwann
Es war zwar nur ein Apfelschnitz
Der führt in der Folge, was ein Witz
Dazu, dass langsam Hirn und Verstand
Die Grenzen des Bauchhirns zum Teil überwand
Dieses, weil Letzteres bei Krise oder Gefahr,
Gleichgültig ob eingebildet oder auch wahr,
Herrschaft über Denken und Trachten übernimmt
Und damit des Menschen Handeln bestimmt.
Der menschgewordene Affe gebet acht,
Hat auf der Erde Schlimmes vollbracht,
Hat sich verbreitet auf der ganzen Erde,
Auf dass er der Beherrscher der Schöpfung werde.
Das Großhirn hat ihm mit seinem Verstand
Gegeben die Werkzeuge an die Hand,
Hat ihn gelehrt sich zu behaupten,
Die Natur und Geschöpfe zu berauben.
Das Bauchhirn in eitlem Größenwahn
Hat ihn ausgerufen zum alleinigen Herrscher dann.
Darauf hat er vergessen alle Regeln und Geschichten,
Die von seinen Schandtaten und deren Folgen berichten.
Jedes Werkzeug und jede Erfindung die das Hirn erdacht
Hat das Bauchhirn sofort sich zu eigen gemacht.
Missbraucht wurden Werkzeug und Technik von Anbeginn
Um zu unterdrücken, quälen und töten ohne jeglichen Sinn.
Zuerst hat er seinen Bruder in einer dunklen Nacht
aus Neid und Missgunst umgebracht,
Danach über Jahrtausende Tag und Nacht ohne Not
Abertausend Schwestern und Brüder gebracht den Tod.
Das Bauchhirn signalisierte immer eine Gefahr
Wenn ein Anderer nicht seiner Meinung war.
Das Herzhirn hingegen hat wenig zu sagen,
Wir können dies nicht verstehen nur beklagen,
Es kämpft vergebens gegen Vorurteile und Triebe
Es fordert Verantwortlichkeit, Mitgefühl und Liebe
Verantwortung für unsere Heimat und alles Leben
Die Erde sei uns Menschen zur Bewahrung gegeben
Nicht zu Plünderung, Ausbeutung und Zerstörung,
Das ist nur des Bauchhirns gemeine Verschwörung.
Das Herzhirn appelliert vergebens an den Verstand
Das Bauchhirn diese Forderung stets überwand.
Solange dieses Menschengeschlecht einfältig satt
Daran glaubt, dass der Kopf allein zu bestimmen hat;
Solang er den Konflikt zwischen den Dreien nicht lösen kann
Ist er kein wahrer Mensch auf dieser Erde dann.
So bleibt er das größte Raubtier auf seinem Heimatplanet
Dem es nur um sein Wohlbefinden und seinen Vorteil geht.
Was aber lehrt Euch Alle dieser Traum?
Der Affe im Traum wohl vom Baum gestiegen kaum,
Da ward es dunkel wohl um mich:
Du einzigartiger Baum,
Sag an, wo find´ ich dich?
Eine Antwort darauf in Euch selber sucht,
Auch wenn ihre mich noch so sehr verflucht.
Die Wahrheit ist, daß wir mit uns nicht sind im Reinen,
Auch wenn wir dies glauben und immerzu meinen.
Lasst unseren Bauch und unser Herz
Und dies mein ich keinesfalls im Scherz
Endlich in Eintracht mit unserem Verstand
Unsere Menschwerdung nehmen in die Hand,
Dass wir endlich dem Anspruch werden gerecht
Die Schöpfung zu bewahren als das Menschengeschlecht.
Stille Nacht, heilige Nacht,
Alles schläft, niemand wacht:
Draußen werden Menschen umgebracht.
Von draußen vom Walde komm ich her,
Ich will euch künden traurige Mär:
Die Bäume im Wald kränkeln immer mehr.
Knecht Ruprecht kommt in unser Haus,
Er packt die große Tasche aus:
Teilt Harz IV und andere (Ab)Gaben aus.
Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all,
Baut Bomben in Bethlehems Stall,
Jagt Euch und Andere damit ins All.
Süßer die Glocken nie klingen
Als zu der Weihnachtszeit;
Lauter die Kassen nie klingeln,
Künden von großer Scheinheiligkeit.
Oh du fröhliche, oh du selige,
Gabenbringende Weihnachtszeit;
Doch es leben heute nicht wenige,
In großer Armut und Herzeleid.
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
Es kommen die Herren der Herrlichkeit;
Die Einen sind für Terror allezeit,
Die Anderen für jeden Krieg bereit.
Es ist ein Ros entsprungen
Aus einer Wurzel zart
Haben Mörder wohl gedungen,
Menschen(-rechte) sterben auf diese Art.
Mit dem kleinen Mann - wie ich ihn zu nennen pflegte – bin ich an einem sommerlichen Maientag im Süden von Berlin unterwegs. Über den Winter war er schwer erkrankt, sodass wir das erste Mal in den vier Jahren seines Erdenlebens das Weihnachtsfest nicht gemeinsam feiern konnten.
Wir wandern um den Dorfteich von Lichtenrade, in dessen graugrünen Fluten die Enten und Blässhühner im Schilf gründeln, sich die knorrigen Bäume und der feldsteingemauerte Kirchturm im Wasser spiegeln. Der kleine Mann entdeckt Nummernschilder an den Bäumen und fragt verwundert, was dies zu bedeuten habe. Nach kurzem Nachdenken – ich will ihn nicht mit der lapidaren Wahrheit konfrontieren, dass dies eine der vielen unsinnigen Maßnahmen einer Berliner Naturschutzbehörde sei – erkläre ich, dass dies die Hausnummern der Bäume seien, damit die dort wohnenden Vögel, Eichhörnchen und sonstiges Getier auch immer ihr richtiges Zuhause finden. Mit dieser ihm einleuchtenden Erklärung gibt sich der kleine Mann zufrieden und merkt dazu nur noch an, dass somit sichergestellt sei, dass die Meise von Nummer 52 dem Meiserich aus der 55 jederzeit eine Nachricht zustellen könne, ohne dass dies zu irgendwelchen unangenehmen Verwechslungen führt. Nachdem das mit den Baumnummern endgültig geklärt ist, kommt für mich die nächste überraschende Aussage: „Schau doch, da vorne steht ein seltsamer Weihnachtsbaum. Der hat überhaupt keine Nadeln, nur grüne Blätter, und blühende Kerzen sind auch noch dran.“
Wie so oft muss ich dem kleinen Mann mit seinen für uns Erwachsene etwas schwer begreiflichen Schlussfolgerungen Recht geben. Für mich ist es, aus der Ferne betrachtet, nur eine voll blühende Rosskastanie. Andererseits sieht sie mit ihren stehenden Blütenständen und den im Sonnenlicht silbrig glänzenden Spinnenfäden wirklich aus wie ein mit Lametta behängter, kerzengeschmückter Weihnachtsbaum. Also brumme ich, kopfnickend zustimmend. In unserer Unterhaltung folgt eine kurze Pause, während wir weiter den Teich umrunden in Richtung des blühenden Weihnachtsbaumes. Ich kann mir schon vorstellen welche Überlegungen im Kopf des kleinen Mannes vor sich gehen. Und so bin ich nicht überrascht, als er nach einer Weile diese Gedanken auch in Worte fasst: „Du hast doch versprochen, dass ich mein Weihnachtsgeschenk noch nachträglich bekommen werde. Könnten wir nicht auch Weihnachten nachfeiern, wo doch dieser Weihnachtsbaum geradezu darauf wartet?“ Danach verfällt er in erwartungsvolles Schweigen.Es dauert einige Zeit bis auch ich am Ende meiner Überlegungen zu diesem Thema angelangt bin. Der blühende Kastanienbaum am Dorfteich scheint mir nicht die ultimative Lösung für eine Weihnachtsbescherung im Mai zu sein, wo doch gerade an einem Vorsommerabend viele die Gelegenheit nutzen am Teich und auf der Wiese unter den Bäumen Entspannung und Erholung zu suchen. Dann kommt mir wie ein Blitz eine zündende Idee. So antworte ich ihm nach gewissenhafter Abwägung der Realisierbarkeit dieser Möglichkeit: „Morgen, das verspreche ich Dir, wird unsere Heiligabendbescherung sein. Lass Dich überraschen. Du musst dich schon noch eine Nacht gedulden.“
Den Rest des Tages ist der kleine Mann vor lauter Vorfreude kaum zu bändigen und gegen Abend erkläre ich ihm, dass es nun Zeit für ihn ist zu Bett zu gehen, damit er den morgigen Heiligabend auch lange genug aufbleiben kann. Im Übrigen müsse ich dann noch mit dem Weihnachtsmann telefonieren, damit dieser zu dem außerplanmäßigen Fest seine Zustimmung gebe, auch seinen Gabensack packen und die Geschenke vorbeibringen könne. Möglicherweise müsse ich noch kurz weg, um dem Weihnachtsmann den genauen Ort unserer Weihnachtsfeier zu zeigen. Dies sieht der kleine Mann alles ein und kurze Zeit später schläft er bereits tief und fest, während ich das unter der Kellertreppe versteckte Weihnachtsgeschenk nebstnotwendiger Zutaten für den außerplanmäßigen Heiligabend im Auto verstaue und mich - nach einem etwas längeren Telefonat – im angrenzenden Brandenburgischen mit dem „Weihnachtsmann“ zur Besprechung der angesagten Feierlichkeit treffe.
Am Abend des nächsten Tages, die Sonne steht schon tief im Westen, packe ich den kleinen Mann – gut eingemummelt, weil die Vorsommerabende doch noch recht kühl ausfallen, – mitsamt einigen Utensilien ins Auto und wir fahren über die Stadtgrenze zuerst in Richtung Osten, dann im Brandenburgischen in Richtung Süden und in der nächsten kleinen Ortschaft biegen wir auf eine gut ausgebaute Allee wieder Richtung Westen ab, die, so hat es den Anschein, ins Nirgendwo führt.
Der Anschein trügt nicht. Diese mit hohen Bäumen gesäumte Allee habe ich vor etlicher Zeit entdeckt. Es war ehemals wohl eine Ortsverbindungsstraße, die nach dem Mauerbau zwischen Ost und West abrupt unterbrochen wurde und somit jede Daseinsberechtigung verloren hatte. Rechts der Allee befinden sich am Ortsausgang zwei Obstplantagen, links zwei als Abstellplatz für Baumaschinen und Baumaterialen genutzte Flächen. Danach folgt links ein Waldstück und rechts eine große ungenutzte Weidefläche. Das Auto stelle ich am Ende der Obstplantagen einfach am Wegesrand ab.Der kleine Mann wandert mit mir auf der Allee unter den großen Lindenbäumen die Anhöhe hinauf in Richtung der untergehenden Sonne. Oben auf dem Scheitelpunkt angekommen, bietet sich uns ein überwältigender Anblick, der dem kleinen Mann laute Ausrufe der Verzückung entlocken. Die Bäume auf beiden Seiten der Allee sind, ab dem Scheitelpunkt, in Richtung der untergehenden Sonne, allesamt mit weißen und rotweißen Blütenständern von Rosskastanien geschmückt und leuchten im Licht der untergehenden Sonne wie echte Weihnachtsbaumkerzen. Neben dem höchsten Baum steht in einiger Entfernung die Schlafkarre eines Schäfers, mit einer Herde von Schafen nebst einigen junggeborenen kleinen Lämmern, von zwei Hütehunden beständig umkreist. Der etwas schrullige, gegenüber ausgefallenen Ideen jedoch sehr aufgeschlossene Schäfer hat gegen einen kleinen, willkommenen Obolus eine rote Zipfelmütze aufgesetzt, seinen grauen Spitzbart mittels Watte zu einem langen Weihnachtsmannbart aufgepeppt und den alltäglichen Knotenstock gegen einen wie ein Bischofstab geschwungenen Feiertagsstock getauscht. An die Schlafhütte angelehnt steht ein übergroßer, mit Weihnachtsschmuck dekorierter Jutesack.Was nun folgt ist das uns allen seit unserer Kindheit bekannte Weihnachtsmannzeremoniell:Nach meiner Versicherung, dass der kleine Mann meist sehr brav gewesen sei, und die Rute nicht in Aktion treten müsse, listet der Alte in seinem Buch notierte verzeihliche Vergehen auf, und, nachdem der kleine Mann seinerseits mit der Versicherung, zukünftig ein braver immerfort anständiger kleiner Mann sein zu wollen diese entkräftet hat, schreiten wir zur heiß ersehnten Bescherung.Nachdem der große Jutesack geleert und alle Geschenke von dem kleinen Mann mit „Ah und O“ ausgiebig gewürdigt sind, sitzt der alte Schäfer mit mir auf seiner Bank, und wir genießen den angebrochenen Abend im flackernden Schein eines kleinen Lagerfeuerchens bei einigen Gläsern Rotwein und einer mitgebrachten deftigen Brotzeit, während der kleine Mann auf seinem – zwar etwas gebrauchten – aber für ihn ganz neuen - feuerroten Kinderfahrrads die Allee unermüdlich auf und ab radelt – immer begleitet von einem bellenden Hütehund, der ihn wieder zurück zur Herde treibt.
Später, als die Sonne schon untergegangen ist, an den Weihnachtskerzen der Kastanienbäume ihr golden schimmernder Glanz erloschen ist, mache ich mich mit dem kleinen Mann auf den Heimweg.
Gegen Ende des Jahres haben die Zahlen auf meinem Kontoauszug eine gewohnheitsmäßige Neigung vom Haben ins Soll überzuwechseln. Dies ist umso bedenklicher, als im Januar die großen Jahresabrechnungen anstehen. So sehe ich mich genötigt einen Vorweihnachtsjob zu finden. Glühweinverkauf auf einem Weihnachtsmarkt kommt nach den schlechten Erfahrungen mit der nassen Kälte der letzten beiden Jahre nicht in Frage. So entscheide ich mich, einen Nebenjob in einem der großen überdachten Einkaufszentren der Stadt anzunehmen.
So stehe ich vier Wochen, jeden Tag von morgens halb neun Uhr bis nachmittags drei Uhr, in der großen Eingangshalle der Mall und bewache die dort im Halbrund angeordneten Verkaufsbuden mit Halsketten, Ringen, Uhren und sonstigem Krimskrams. Rechts von mir läuft die Rolltreppe von unten, aus der Tiefe kommend, nach oben zur umlaufenden Galerie im ersten und zweiten Geschoss, links von mir die von oben nach unten ins Untergeschoss, zum Ausgang, der U-Bahnstation und der Tiefgarage. Morgens steige ich meist mit den aus einem Nebengelass der U-Bahn kommenden Obdachlosen, die dort vor der winterlichen Nachtkälte Zuflucht gefunden haben, die Treppen zum Eingang hinauf. Diese dunklen Gestalten zerstreuen sich vor dem Eingang zum Center in Richtung der auf der anderen Straßenseite befindlichen Trinkhallen und Busbahnsteige wo sie ihrem Tagwerk des Pfandflaschensammelns, Mülleimerstöberns oder Zigarettenschnorrens nachgehen, das nur von gelegentlichen Ausflügen zum Spirituosenkonsum unterbrochen wird. Zum Center haben diese abgerissenen Gestalten aus den unterschiedlichsten Gründen keinen Zutritt und sind mit Hausverbot belegt. Lediglich einer von ihnen, den die übrigen seiner Leidensgenossen respektvoll mit „Professor“ anreden, folgt mir auf dem Fuß zum Personaleingang des Center. Der Alte ist ein kleines zerknittertes Männchen mit einer altmodischen Nickelbrille auf der Nase. Sein Gesicht wird umrahmt von einem sorgsam gepflegten schlohweißen Vollbart. Seine persönliche Habe hat er, entgegen der Vorliebe seiner Kumpels für Plastiktüten, in einer Sporttasche und einem Leinenbeutel verstaut. Während ich mich ausweisen muss, passiert der Alte mit einem freundlichen: „Guten Morgen allerseits“, die Eingangsschleuse und wendet sich dann nach links in Richtung der Toiletten. Wenig später stehe ich hinter der hölzernen Sitzbank vor dem in der Mitte der Halle thronenden Weihnachtsbaum und beobachte, genau wie der Alte, der auf der Bank seinen Stammplatz eingenommen hat, das geschäftige Treiben vor den Verkaufsbuden. Er hat sich eine rote Zipfelmütze über die Ohren gezogen, weil, wie er vor sich hin brummt, ihm sonst das ständige Weihnachtsgedudel verrückt machen würde. Was ich nicht beachte, weil es nicht zu meinem Aufgabenbereich zählt, sind die Kinder, die von Vater oder Mutter in der „Spielwiese“ abgegeben, sich die Zeit mit den vorhandenen Spielgeräten vertreiben. Der Alte jedoch schaut dem Treiben der Kinder mit steter Neugier zu. Eines der Kinder, ein kleines Mädchen von etwa sechs Jahren, steht abseits der herumtollenden Schar, die es offensichtlich nicht in ihr wildes Treiben einbeziehen will. Es dauert nicht lange, da hat die Kleine den Alten auf seiner Bank entdeckt und kommt nun zaghaften Schrittes aus dem Kinderladen auf den Alten zu. Dem nun folgenden Zwiegespräch lausche ich fasziniert zu: „Darf ich mal“, sagt die Kleine und zieht, ohne eine Antwort abzuwarten, den Alten an seinem langen weißen Bart. „Oh, der der ist ja echt. Dann bist Du auch der echte Weihnachtsmann. Meine großen Brüder haben mir gesagt, es gebe gar keinen Nikolaus, das sehe man doch schon an den falschen Bärten, die alle Nikoläuse tragen. Ich solle zuerst einen Weihnachtsmann mit einem echten Bart finden, dann wäre dies möglicherweise der echte Nikolaus. Also bist Du nun der echte Nikolaus?“ Der Alte nach einer kleinen Bedenkpause: „Ja, ja der echte Nikolaus, das ist so eine Sache – aber wie heißt Du denn? So, also Magdalena, wie die Lieblingsfrau vom Juniorchef. Dann will ich Dir deine Frage nach dem echten Nikolaus etwas näher beantworten.“ Alle Menschen, die ihren Glauben an den Weihnachtsmann oder an sonst irgendetwas aufgegeben haben, sind der Meinung, sie müssten diesen Glauben durch irgendetwas sichtbares odergreifbares ersetzen. So lassen sie als Weihnachtsmänner verkleidete Figuren mit falschen Bärten durch die Kaufhäuser und zu Kinderbescherungen rennen. Sie meinen zu wissen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, nur weil sie nicht mehr an ihn glauben wollen. Dies aber ist grundfalsch. Alles, an das wir glauben existiert auch. Aber – und das ist das große Geheimnis allen Glaubens – es existiert nur in unserem Herzen. Manchmal – und das ist eines der größten Wunder – wird das, an das wir nur fest genug glauben, auch wahrhaftig und wirklich sichtbar und greifbar. Doch dies geschieht nur für diejenigen, die fest genug daran glauben. Für alle anderen Menschenbleibt dies unsichtbar. Ein kluger Mann hat vor langer Zeit einem Mädchennamens Virginia in Amerika zur dieser Frage nach dem echten Weihnachtsmann folgendes geschrieben: Ja Virginia, es gibt den Weihnachtsmann. Es gibt ihn, so gewiss wie es Liebe, Großherzigkeit und Treue gibt. Die wichtigsten Dinge bleiben in unserem Leben unsichtbar. All diese Wunder zu denken – geschweige sie zu sehen vermag auch nicht der Klügste auf der Welt.Was du auch siehst, du siehst nie alles. Natürlich kannst du dann fragen: „Ist das denn wahr?“ Virginia, nichts auf der Welt ist wahrer und beständiger, du musst es nur glauben. Der Weihnachtsmann lebt und wird immer leben.
Die kleine Magdalena hat vielleicht nicht alles verstanden, was ihr der Alte erzählt, doch sie ist zufrieden und glücklich, dem echten Weihnachtsmann begegnet zu sein.
So trollt sie sich mit einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht zu der Spielwiese und ihren Altersgenossen. Wenig später läuft sie ihren Eltern entgegen, die mit Taschen und Tüten beladen, von ihrem Weihnachtseinkauf zurückkommen. „Papa, Mama, ich hab eben den echten Weihnachtsmann getroffen.“ „Oh Magdalena, du träumst ja schon wieder“, entgegnet ihr Vater und zur Mutter gewandt: „das Kind hat aber auch eine blühende Phantasie“. Als die kleine Magdalena daraufhin heftig protestierend ihren Eltern den echten Weihnachtsmann auf der hölzernen Bank vor der geschmückten Tanne zeigen will, ist diese Bank verwaist. Nur ein alter Stoffbeutel hängt noch an der Lehne. Der Wachmann dahinter jedoch nickt der Kleinen freundlich zu und sagt mit einem Lächeln im Gesicht: „Man kann nicht alles sehen was in seinem Herzen ist, man muss nur fest genug daran glauben.“
Wie Ihr alle wisst, sind wir im Sommer dieses Jahres vor den Turmbauten zu Babel - Berlin geflüchtet (womit nicht nur der nicht eröffnete Flughafen BER gemeint ist) und haben uns im Land unserer Väter – das heißt zumindest im Vater-Mutter-Heimatland meiner Frau niedergelassen. Warum aber nenne ich unsere neue Heimat „Das Heilige Land“?
Vordergründig erschließt sich dies aus mehreren Indizien: Ureinwohner tragen hier seit altersher durchweg biblische Vornamen. Bei den Männern wird angefangen mit Abraham und es geht weiter über die heiligen Georg, Josef, Johannes, Markus, Martin, Timotheus, Thomas, Sixtus und Vincent bis hin zu Zacharias; bei den Frauen von Anna über Elisabeth, Esther, Hildegard, Johanna, Magdalena, Maria, Miriam, bis Tabea.
Das Straßen und Plätzeverzeichnis für Haltern weist aus: Alter Kapellenweg, An der Kirche, An der Marienkirche, Antoniusstrasse, Erzbischof– Buddenbrockstrasse, Kapellenstrasse und –weg, Kardinal von Galenstrasse, Kirchstrasse, Kirchgasse, Kirchweg, Muttergottesstiege, Pastoratsweg, Prozessionsweg, Sixtusstrasse. St. Florianstrasse bis hin Zu Pastors Kamp.
Auch soziale Einrichtungen sind dem angepasst: Krankenhäuser St. Vincent und St. Sixtus; Altenheime St. Anna, St. Sixtus; daneben Kindergärten: Heilig Kreuz, St. Andreas, - Antonius, - Joseph, - Lambertus, - Laurentius, - Maria-Magdalena, - Marien und – Sixtus.
Kapellen, Kreuze und religiöse Statuen am Wegesrand und in der Feldflur verstärken diese Indizien weiter und die Gespräche mit Ureinwohnern jenseits und diesseits der Lippe beweisen es endgültig: Wir wohnen nunmehr im „Heiligen Land“.
Die Lippe wird seit mehreren Jahrhunderten von den Ureinwohnern als „der Jordan“ bezeichnet, wobei beiderseits des Flusses Einigkeit darüber besteht, dass das Gebiet südlich des Jordan als diesseits und unsere neue Heimat als jenseits des Jordans bezeichnet wird. Somit ist die Lippe wie im Nahen Osten eine Trennungslinie zwischen Völkern gleicher Abstammung und Herkunft. Wie auch dort entstammen Traditionen und Gebräuche den gleichen Quellen und trotzdem unterscheiden sie sich auch heute noch. Unsere Regionalzeitung wird diesseits und jenseits des Jordan als „Die schwarze Paula“ bezeichnet, dies nicht wegen der Druckfarbe, sondern vielmehr wegen des Münsteraner bischöflichen Einflusses und wegen des Vornamens einer bekannt gewordenen bischöflichen „Haushälterin“. Diesseits des Jordan wird hingegen das Regionalblatt „Die roten Ruhrbarone“ bevorzugt.
Wenn ihr uns nun bedauert, dass wir in einem stockkonservativen Umfeld unter dem inquisitorischen Regime eines Bischofs leben müssen, dem sei gesagt, dass es nach der Zeit der Hexenverbrennungen – es fanden im Gerichtsbezirk Haltern über 170 Hexen entweder einen nassen Tod in der Lippe oder einen heißen Tod auf dem Scheiterhaufen – keine Inquisition mehr gab. Der großen Nachbarschaft ist es egal, ob man überhaupt einer oder zu welcher Religionsgemeinschaft man sich zugehörig fühlt, man achtet und versteht sich, feiert gemeinsam die Feste, wie sie fallen und lässt im Übrigen den Pfarrer in der Kirche im Dorf, den Bischof im Dom zu Münster und den Papst im Vatikan sich selbst verwirklichen.
Darüber hinaus haben wir den Vorteil, dass wir dank unseres Berliner Autokennzeichens jederzeit ohne Visum oder Ausreiseantrag den Jordan überqueren können und somit von den hier wie dort unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Ereignissen profitieren.
Nun wird es aber höchste Zeit, mit Franz Josef und Rita, unseren alternativen Nachbarn zur Linken die „Lebende Krippe“ im Lippramsdorfer Heimathaus zu besuchen. Wir sind nur auf eines gespannt: Wer wird neben Ochs, Esel und Schafen, neben Maria, Josef, den Hirten und heiligen Königen als „lebendes Christuskind“ in der Krippe liegen? Daneben freuen wir uns natürlich auf Glühwein und Deftiges vom Grill und wünschen Euch Allen: Ein frohes friedliches Weihnachtsfest und ein „gesegnetes“ Neues Jahr.
Mir geht in den letzten Tagen vor dem Fest so Vieles im Kopf herum. Es ist ja auch wahr, die Zeiten und die Ereignisse sind alles andere als
friedlich oder gar weihnachtlich. Kein Wunder also, dass einige Dinge mich bis in den Schlaf und in meine Träume verfolgen. Einen dieser Träume möchte ich gerne mit Euch teilen, auch wenn er
nicht zu einer friedvollen Weihnachtsgeschichte taugt.
Der Traum begann mit einer wahrhaftig erlebten Episode aus der Zeit in der ich als 400 Euro Jobber in einer der Landesvertretungen beim Bund an den Wochenenden gelegentlich die Nachtbewachung
übernommen hatte.
In der Weihnachtszeit war im Foyer unter dem üblichen Tannenbaum eine eher ungewöhnliche Weihnachtskrippe aufgebaut worden. Die Figuren dieser Krippe waren aus dunklem – fast schon schwarzem -
Ton gebrannt. Die einzigen Farben dieser Weihnachtskrippe waren goldgelbes Stroh auf das ein nacktes dunkelschwarzes Jesuskind mit rabenschwarzen Locken gebettet war, daneben Maria, in starker
Anlehnung an die Schwarze Madonna von Tschenstochau, mit goldenem Strahlenkranz um die dunklen Locken und Josef mit silbergrauem Haupthaarüber dem dunklen Gesicht. Die vor dem Kind knienden drei
Könige, aus kaffebraunem bis schwarzem Ton gebrannt, trugen Kronen in Gold und Silber, purpurrote lange Mäntel, sowie goldene Gefäße mit ihren Gaben. Schafe Ziegen und Esel waren ebenso schwarz
wie ihre Hirten. Über der durchaus zutreffend orientalischen Darstellung von Christi Geburt schwebte ein silbern leuchtender Stern und, als einzige Figuren in weißer Keramik, zwei Engel mit
goldfarbenen Posaunen.
Es war kurz nach zwanzig Uhr, als ich zu meiner ersten Außenrunde aufbrach. Vor der hell erleuchteten Fassade war ein älteres Ehepaar stehen geblieben, das sich in leicht sächselndem Tonfall über
die Krippendarstellung mokierte. „Das hier passt aber ganz und gar nicht zu unserer deutschen Weihnacht. Muss man fremdländisch Aussehende die Geburt unseres abendländisch christlichen
Jesuskindes darstellen lassen? Eine solide Krippe mit deutschen Figuren aus dem Erzgebirge wäre passender gewesen für eine Deutsche Landesvertretung.“ „Diese Figuren sehen aber auch gar nicht
christlich aus, eher türkisch und arabisch oder sogar afrikanisch. Wo kommen wir den hin mit diesem ganzen Multi Kulti Kram. Zum Schluss bestimmen die vielen Ausländer in unserem Land noch wie
wir unser deutsches Christfest zu feiern haben.“
Auf meinen Einwand hin, dass sich die dargestellte Christgeburt weder in Deutschland erst recht nicht in Sachsen zugetragen habe, und die Personen wie auch der mit dem Weihnachtsfest verbundene
Nikolaus allesamt aus dem von Ihnen als unchristlich diffamierten türkisch arabisch Raum stammten, und somit die von Ihnen bevorzugte deutsche, erzgebirgische Darstellung eher dem Wunschdenken
ihrer Weihnacht als dem tatsächlichen Geschehen in der Heiligen Nacht entspreche, kam prompt die passende Antwort. „Junger Mann sie haben doch keine Ahnung davon, was eine Deutsche Weihnacht
bedeutet. Sie hätten eine Kriegsweihnacht erleben müssen, dann wüssten Sie, was ein deutsches Weihnachtsfest bedeutet“ Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, setzten die Beiden ihren
Rundgang durch das Botschaftsviertel fort.
Eigentlich hätte der Traum hier sein Ende finden müssen; doch mitnichten. Der Traum spielt weiter am gleichen Ort, nur die Zeitachse verschiebt sich seltsamerweise in Richtung Gegenwart.
Nach meiner ersten Außenrunde habe ich mich in der warmen Lobby vor den flimmernden Bildschirmen der Überwachungskameras niedergelassen, den Stapel der Wochenendzeitungen zur Hand genommen und
beginne die mir interessant erscheinenden Artikel zu überfliegen, immer jedoch mit einem Auge die Bildschirme im Blick.
Erste Schlagzeile: Was haben HOGESA (Hooligans gegen Salafisten) und PEGIDA (Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) gemeinsam und was unterscheidet sie?
Der Kommentar bringt es auf den Punkt. Die Anmelder beider Demos sind bekannte Rechtsextremisten und nicht nur das. Sie weisen auch entsprechende Einträge im Strafregister auf.
Die Unterschiede: Die HOGESA ist nicht nur rechtsorientiert, sie bedient ihre durchaus als gewaltbereit einzustufende Klientel mit „Schlag-Wörtern“
Ein führender Extremismusforscher äußert sich, er könne zwischen den Demonstranten der HOGESA und den von ihnen als Feindbild auserkorenen Salafisten, bezüglich ihrer Gewaltbereitschaft, nur
graduelle Unterschiede feststellen. Es sei in unserer Gesellschaft „bisher“ noch nicht üblich Köpfe Andersdenkender und daher „Ungläubiger“ abzuschlagen und Frauen durch Gruppenvergewaltigungen
zu versklaven. Jedoch zeugen die brutalen Totschläger aus dem Kreis der Rechtsextremisten, wie auch ihre Hetzjagden auf „fremdartige Frauen und Kinder“ vom gleichen Ungeist in ihren Köpfen.
Zu den Unterschieden führte er weiter aus, dass die PEGIDA, trotz der im Kern vorherrschenden fremdenfeindlichen und auch demokratieverneinenden Tendenz, vom Zulauf der verunsicherten
„Angstbürger“ lebt. Paradox sei in diesem Zusammenhang, dass alle Meinungsumfragen eine große Zufriedenheit der Bürger feststellten, bei einem gleichzeitigen Verfall der Werte für die
Identifikation mit unserem Demokratiesystem. Dies führe zwangsläufig zu einer diffusen Angstneurose mit der Bereitschaft sich ohne Hinterfragung auch extreme Positionen zu Eigen zu machen oder
sie zumindest zu tolerieren. Als angeblich Schuldige für diesen Zustand werden dank der Indoktrination durch die „aktiven Kräfte“ beider Bewegungen sowohl Vertreter in Politik als auch in
Großkonzernen, Banken und „staatsnahen“ Medien ausgemacht. Dass die bei diesen Bewegungen mitlaufenden Bürger aus der Mitte der Gesellschaft diese Politiker in freien Wahlen auserkoren haben,
dass sie sich bei ihrem nicht hinterfragten Konsumverhalten gerne den anderen genannten Institutionen unterwerfen, wird zunehmend verdrängt nach der Maxime „wir sind das Volk und wollen bedient
werden“.
Zweite Schlagzeile: Historikerin entdeckt Dokumente aus den Jahren 1934 bis 1944 zur geplanten Umdeutung des christlichen Weihnachtsfestes durch die
NSDAP in ein völkisch ideologisches Sonnenwendfest. Die Dokumente belegen wie christliche Inhalte durch nationalsozialistisches Gedankengut ausgetauscht werden sollten. Völkisch-rassistische
Traditionen sollten eingeführt werden. Nationales Liedgut wurde auf die Melodien der Weihnachtslieder gedichtet, die deutsche Frau in ihrer national verbrämten Mutterrolle an die Stelle der
heiligen Muttergottes gesetzt Der Gottessohn und Erlöser sollte als Inkarnation des Volksführers gelten, die Kriegsweihnacht sollte die Friedensbotschaft ablösen.
Dritte Schlagzeile: Brandanschläge und Farbschmierereien auf Notunterkünfte, Bedrohungen und Angriffe auf Asylanten und Flüchtlinge nehmen in mehreren
Bundesländern erneut zu.
Vierte Schlagzeile: Zurzeit gibt es etwa 50 Millionen Flüchtlinge weltweit. Aus dem aktuellen syrisch – irakischen Krisengebiet haben die
Anrainerstaaten bis heute über zwei Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Die Bundesrepublik hat lediglich zugesagt etwa 50.000 Flüchtlinge aufzunehmen. In der Bundesrepublik beträgt der
Bevölkerungsanteil der Menschen muslimischen Glaubens gerade einmal fünf Prozent und hierbei sind Muslime mit deutscher Staatsbürgerschaft bereits eingeschlossen. Im Vaterland der PEGIDA
Bewegung, nämlich in Sachsen, liegt der Anteil der Muslime sogar unter 0,1 Prozent der Bevölkerung.
Ich mache mich gerade für meine nächste Hausrunde fertig, als es draußen vor meiner Landesvertretung laut wird.
Eine vielköpfige Menschenmenge bewegt sich von der nebenan gelegenen Botschaft der Vereinigten Emirate, die in ihrer Architektur an ein Schloss aus Tausend und einer Nacht erinnert, an der
Glasfront meiner Landesvertretung vorbei. Vorneweg marschieren Gestalten mit Springerstiefeln, die mit lautem Getöse Sätze von sich geben wie: „Stoppt die Islamisierung unseres Landes“, „Keine
Moscheen in Deutschland“, „Wir sind das Volk“, „Dies ist unser Land“, „Kein Pardon für Asylschmarotzer und Migranten“, „Stoppt die Lügenpresse“. Die Menge der Mitläufer klatscht Beifall oder
skandiert die Parolen mit. Einige der Anführer dieses Demonstrationszuges bleiben vor dem Foyer meiner Landesvertretung stehen, schimpfen lauthals über die ihrer Meinung nach abartige
Krippendarstellung unter dem Tannenbaum und trommeln mit den Fäusten gegen die Scheiben. Nach einem Rückruf bei meiner Zentrale und dem zuständigen Revier entschließe ich mich nach draußen zu
gehen, um die Randalierer von Beschädigungen abzuhalten. Die großen Haupttüren halte ich geschlossen und verlasse das Gebäude über einen
Nebeneingang, der nur mit Code wieder geöffnet werden kann. Draußen empfängt mich lautes Gegröle, Gezerre, Schläge, Tritte, danach tiefschwarze Finsternis und Stille.
Ist damit mein Traum am Ende angelangt? Nein, er beginnt wieder von Neuem, diesmal in einer unbestimmbaren Zeit an einem unbestimmbaren Ort:
In meinen Augen das Funkeln des sternenübersäten Nachthimmels, in meiner Nase der Geruch von Heu und Stroh, in meinem Mund der Geschmack von warmer Ziegenmilch, in meinen Ohren der dunkle Klang
tiefer Männerstimmen. Danach ein dunkles Gesicht über mir, mit tiefbraunen, strahlenden Augen, eingerahmt von schlohweißem Haar, eine warme stützende Hand, die mich von meinem Strohlager langsam
aufrichtet und die Worte, wohlklingend und warm:
„Fürchte dich nicht, sieh hinüber zur Krippe, dann siehst Du, dass der Welt heute Gutes widerfahren ist, denn heute ist die Liebe und Mitmenschlichkeit zu Euch gekommen in der Gestalt dieses
Kindes. Als ich hinüber zu der Krippe schaue, sehe ich, dass die dargestellten Figuren auf reale Größe gewachsen sind und Leben angenommen haben. Ich lasse mich beruhigt auf mein Lager sinken und
höre der sonoren Stimme zu, die mir mit wohlvertrauten Worten den Ablauf der biblischen Weihnachtsgeschichte erzählt.
Danach muss ich wohl tief und traumlos eingeschlafen sein. Am nächsten Morgen fällt es mir schwer, mich an alle Einzelheiten des Traumes zu erinnern und dennoch habe ich mich dazu entschlossen
diesen Traum mit Euch zu teilen, denn ich bin der festen Überzeugung, dass diese Geschichte – mag sie sich so oder auch etwas anders abgespielt haben – ein „Vorbild“ für unser Aller
„Menschenbild“ sein sollte.
Das kleine Mädchen, mag so um die sechs, sieben Jahre gewesen sein. Es hielt im Gedränge des Weihnachtsmarktes die Hand seiner Mutter umklammert. Beide standen vor einer der festlich geschmückten Krippen. Mit dem Zeigefinger der freien Hand auf das Kind in der Krippe deutend fing die Kleine an zu weinen, stampfte mit dem Fuß auf, wie es zornige Kinder zu tun pflegen, und - zur Mutter gewandt - protestierte sie laut und deutlich: „Mama, das ist nun aber mehr als ungerecht!“ Auf diesen Protest hin entwickelte sich zwischen Mutter und Tochter ein längerer Dialog: „Was ist denn so ungerecht, meine kleine Maria-Magdalena?“ „Alles, alles ist so ungerecht. Das Christkind ist ein Junge, der liebe Gott ein alter Mann mit Rauschebart, der Heilige Geist, der Papst, die Bischöfe, die Jünger Jesu, der Weihnachtsmann, selbst der Teufel alles Männer! Wo bleibt denn da die von dir bejubelte Gleichberechtigung?“ „Ach Maria-Magdalena, du darfst das Alles nicht so eng sehen. Geschichten aus der Bibel stammen aus einer längst vergangenen Zeit. Damals wurde vieles noch anders gesehen. Wenn du größer bist, wirst du das vielleicht verstehen.“ „Aber Mama… .“. „Lass es gut sein Maria Magdalena, wir wollen uns doch nicht die Freude am Weihnachtsmarkt verderben!“ Mit diesen Worten zog die Mutter das Kind mit sich fort.
Über zehn Jahre habe ich die Protestaktion der kleinen Maria-Magdalena auf einem der Berliner Weihnachtsmärkte einfach vergessen und verdrängt. Heute ist sie mir wieder in den Sinn gekommen, weil ich bei einer Internetrecherche zur Bedeutung der Frauen in den christlichen Amtskirchen immer wieder auf die von Männern bewusst verfälschten Aussagen zur Rolle von Frauen in der christlichen Lehre gestoßen bin. In der Zwischenzeit ist wohl aus der kleinen Maria-Magdalena eine junge Frau geworden. Ich weiß nicht wo und wie sie lebt, auch nicht ob und was sie glaubt. Ich weiß nur, dass ich ihr und allen, die gegen Ungerechtigkeiten im christlichen Glaubensverständnis protestieren etwas zu sagen habe. So stelle ich einfach den nachfolgenden Brief ins Internet und hoffe, dass er von denen, die es angeht gelesen wird:
Offener Brief an Maria Magdalena
Liebe Maria-Magdalena,
Du trägst den Namen einer großen Frau. Sie war, wie aus der Bibel bekannt, die Lieblingsjüngerin Jesu, die ihn – im Gegensatz zu all seinen männlichen Jüngern – nie verleugnet hat. Um auf Deinen damals kindlichen Protest zurückzukommen: Ich glaube, dass ich Dir eine Antwort schulde.
Beginnen wir am besten mit dem Anfang deschristlichen Glaubensbekenntnisses „Unser Vater, der Du bist im Himmel, wie auf Erden“ Der Satz ist ebenso der Zeit geschuldet, in der er entstanden ist, wie so viele der in der christlichen Religion umstrittenen Aussagen. Der Begriff „Vater“ widerspricht allen biblischen Regeln über den Gottesbegriff, die klar und deutlich aussagen, dass „Gott“ sich jeder wörtlichen und bildlichen Darstellung entzieht. Die „männliche“ Anrede ist somit nichts anderes, als eine aus Tradition entstandene Aussage. Die Darstellung des „lieben Gottes“ als Mann mit Rauschebart ist nichts anderes als Blasphemie. Der Himmel wie auch die Hölle sind ebenso wie viele Dogmen reine Erfindungen der Amtskirchen. Zeitgemäß müsste folglich der erste Satz des Glaubensbekenntnisses wie folgt lauten: „Allmächtiger Schöpfer, der Du beherrschst das All wie auch unsere Seelen“.
Wir Menschen werden, unabhängig von unserem Glauben, als denkende, vernunftbegabte Wesen geboren. Die daraus resultierenden wissenschaftlichen Erkenntnisse, sollte keine Religion verleugnen. Die schriftlichen Überlieferungen unserer christlichen Religion sind immer nur aus der Zeit und den Umständen und Traditionen zu verstehen, in der sie entstanden sind. Sie bedürfen deshalb der Überprüfung, ob sie wortwörtlich oder nur sinngemäß unserem Erkenntnisstand und unserer Lebenswirklichkeit gerecht werden.
Religion und Glaube sind zwar miteinander verknüpft, aber keineswegs gleich. Religion ist die Lehre, die von christlichen Amtskirchen und christlichen Sekten gelehrt wird. Wir müssen uns aber davor hüten, die Aussagen dieser Institutionen als unfehlbar und unabänderlich hinzunehmen. Die Geschichten des Alten Testaments und des Neuen Testaments wurden von Menschen niedergeschrieben, die in ihrem damals gültigen „Zeitverstand“ und ihren Überlieferungen gefangen waren. So haben die Geschichten des Alten Testaments wie die Schöpfungsgeschichte, die Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies und die von der Sintflut ihren wissenschaftlich belegten Ursprung in vorjüdischer Zeit im heidnischen Mesopotamien. Wenn heute eine sektiererische Religionsgemeinschaft allen Ernstes behauptet, Gott hätte die Welt in sieben Erdentagen erschaffen, dann kann man dem nur entgegenhalten, dass für Gott – wie geschrieben steht – „Tausend Jahre wie ein Tag sind“ und auch dieser Spruch ist nur bildlich zu verstehen.
Wenn heute die „alleinseligmachende christliche Amtskirche“ uns glauben machen will, sie und nur ihre „selbsternannten Vertreter“ hätten einen Anspruch darauf, unsere heutige Glaubenswirklichkeit zu bestimmen, so müssen wir dagegen aufbegehren und protestieren.
Sie haben allzu oft und immer wieder im Interesse ihrer „Macht und Herrlichkeit“ wissenschaftliche Erkenntnisse unterschlagen und selbst ihre Gläubigen manipuliert und unterdrückt. Die Dogmen aller Amtskirchen sind von irrenden Menschen formuliert worden und müssen deshalb immer wieder hinterfragt werden.
Lediglich die „zentrale Botschaft“ einer jeden Religion spiegelt zeitlos und unabhängig unseren Glauben. Alles andere ist überflüssiges Beiwerk, das diese Botschaft oft konterkariert. Es spielt keine Rolle, ob wir an die unbefleckte Empfängnis glauben, genauso wenig ob wir daran glauben, dass Menschen von sich aus selig oder heilig sein können, selbst wenn der Menschensohn sich eine Frau genommen haben sollte, ändert das überhaupt nichts an der zentralen Botschaft unseres Glaubens. Wir sollten Gott nicht ins Handwerk pfuschen, indem wir ihm vorschreiben was er hätte wie tun oder lassen müssen.
Was aber ist die „Zentrale Botschaft“ unseres Glaubens?
Die Zehn Gebote beginnen mit dem Bildnisverbot in der hebräischen Bibel. Die ersten drei Gebote (nach lutherischer und katholischer Zählung) sind als direkte Gottesrede formuliert. Die folgenden Einzelweisungen reden von Gott in der dritten Person. Beide Teile entstanden daher wohl unabhängig voneinander und wurden nachträglich miteinander verknüpft. Im Neuen Testament werden die Zehn Gebote als allgemein bekannte und gültige Willenserklärung Gottes vorausgesetzt. und das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe allgemein gültig. Indem die Nächstenliebe dem ersten Gebot gleichgestellt wird, gibt es diesem den Vorrang vor den Einzelgeboten der Bergpredigt wie „morde nicht“, „brich nicht die Ehe“ und „rede kein Falschzeugnis: Sie verschärfen sie, indem sie schon die falsche innere Einstellung zum Nächsten als Bruch und Vergehen gegen Gott erklären. Was die Zehn Gebote negativ ausschließen, erhält so eine positive Zielrichtung: nicht die Bewahrung einer bestehenden, sondern Anbahnung einer neuen Ordnung.
Für Paulus von Tarsus hat Jesus Christus als einziger Mensch Gottes Willen ganz erfüllt. Von seiner Erfüllung hängt das Heil ab, das Gott mit Kreuz und Auferweckung Jesu für alle Menschen geschaffen hat. Wie für Jesus so erfüllt auch für Paulus die Nächstenliebe alle Gebote. Reinheit vor Gott ist nicht durch menschliche Anstrengung zu erwerben, sondern durch den Sühnetod Jesu Christi letztgültig für uns alle erworben worden. Das war für Paulus möglich, weil Christus seinen Nachfolgern den Heiligen Geist geschenkt hat, der ihnen das „Gesetz des Lebens“ einpflanzte und sie damit von allem bloßen Buchstabenglauben zur Liebe befreite. Alles andere ist eine Verleugnung des christlichen Glaubens.
Die Ankündigung des Menschensohnes
Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes gibt Zeugnis von ihm und ruft: Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich. Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.
Er war in der Welt; aber die Welt erkannte ihn nicht. Diese Ankündigung ist der eigentliche Beginn der Weihnachtsgeschichte. Die ihn aber aufnahmen nicht aus der blutgetränkten Erde, nicht aus dem Willen der aggressiven Macht des zerstörenden Kämpfers, nicht aus dem Willen eines mächtigen Mannes, sei es Trump, sei es Putin, sei es Assad oder ein sonstiger Potentat sondern aus dem göttlichen Mensch gewordenen Gottessohn der uns die Gnade der Mitmenschlichkeit gebracht hat.
Die Geburt des Menschensohnes
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, gebar sie ihren ersten Sohn und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Es begab sich aber zu der Zeit, da in ihrer Heimatstadt Feuer vom Himmel auf die Menschen fiel, und Jussuf, der Aramäer, machte sich, mit Miriam seiner schwangeren Frau auf den Weg in das ihnen verheißene bessere Land. Als sie erschöpft von den Strapazen dort ankamen war kein Platz für sie in den Häusern, Hotels und Wohnungen der großen Stadt. So kam es, dass Miriam zwischen all den übrigen auf ihre Registrierung Wartenden in einem großen Hangar ihren ersten Sohn zur Welt brachte.
Die Story der Menschlichkeit
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten.
Und es waren Menschen in derselben Gegend auf dem ehemaligen Flugfeld, die ihren Vergnügungen nachgingen. Sie aber fürchteten sich sehr vor der Vielzahl der Geflüchteten. Da erfuhren sie vom Leiter der Einrichtung von dem neugeborenen Kind unter ihnen. Und sie waren neugierig, denn es gab viele unter ihnen, die helfen wollten. Und sie kamen eilends und fanden beide, Miriam und Jussuf und dazu das Kind auf einer groben Decke liegend. Und sie erzählten es weiter und die vielen Ehrenamtlichen die es hörten wunderten sich sehr und versuchten zu helfen.
Die Reaktion der Mächtigen
Da das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm das ganze Jerusalem. Und ließ versammeln alle Hohepriester und Schriftgelehrten unter dem Volk und er berief die Weisen heimlich und sprach: Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein; wenn ihr's findet, so sagt mir wieder, dass ich auch komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis dass er kam und stand oben über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Da das die Mächtigen hörten, erschraken sie und mit Ihnen das ganze Land. Sie gerieten in Panik, streuten Angst vor der Überfremdung aus und berieten sich, wie sie diese Flut abwehren könnten. Dabei verrieten sie nicht nur ihre eigene Menschlichkeit. Sie wollten sich das Problem ein für alle Mal vom Halse schaffen. Es kamen aber Ehrenamtliche und Hilfsorganisationen, die dem Leuchten des Sternes der Menschlichkeit folgten und diese fanden überall in Hallen und Sälen in Zelten und auf Plätzen und auf dem Meer die Geflüchteten und ihre Kinder; und sie beschenkten sie nach den Geboten des Menschensohnes mit dem, was sie hatten.
Besinnen wir uns nur einmal zu Weihnachten, beschönigen wir nichts, machen wir uns nichts vor, reden wir doch einmal Klartext:
In diesem Jahr 2018 wird irgendwo in unserem ach so christlichen Land an Weihnachten ein Kind in einem dieser erbärmlichen „Asylzentren“ geboren. Nein, dies ist
kein weltbewegendes Ereignis. So weit so gut - hat sich - den damaligen Verhältnissen entsprechend - auch im Jahre Null unserer Zeitrechnung so zugetragen. Vater und Mutter des Kindes sind ebenso
wie Maria und Josef wegen ihrer „Registrierung“ in einer erbärmlichen Unterkunft untergekommen weil sonst ja kein Platz für sie ist.
Stellen wir uns weiter vor, einigen Menschen aus Nah und Fern ist im Traum ein Stern erschienen, der sie davon überzeugt hat, dieses Kind sei auserwählt uns Menschen und die gesamte Welt zu
retten – sozusagen unser Aller „Erlöser“ zu sein. Die Vorstellung alleine mag schon für uns einfache Menschen befremdlich sein, wie viel befremdlicher muss sie in den Augen der „Mächtigen“ – also
der Staat- und Wirtschaftslenker – sein, die davon erfahren. Versetzen wir uns doch einmal in ihre Gedankenwelt: Da ist mit ihren Worten ein Umstürzler, ein Anarchist - oder schlimmer noch ein
möglicher Terrorist – mitten unter uns geboren worden. Wie wird diese heutige Weihnachtsgeschichte weitergehen?
Unsere heutige „Heilige Familie“ wird mitsamt dem Neugeborenen abgeschoben, weil sie eine Gefahr für die innere Ordnung und Sicherheit unseres Staates – nicht so sehr der Bürger -darstellt. Nach
endlosen Prozessen vor Gericht – bis hin zum höchsten Gericht – kann die Familie wieder zurückkehren. Das Kind, inzwischen zum jungen Mann herangewachsen, gerät wieder in den Fokus der
„Öffentlichkeit“, als er in einer der sattsam bekannten politischen Talkshows den eingeladenen „Experten“ heftig widerspricht und sie als „Pharisäer“ sondersgleichen bezeichnet. Seither steht er
„unter Beobachtung“ durch alle möglichen Institutionen. Die Schar seiner „Anhänger“ – sowohl im Internet als auch in der realen Welt - wächst jedoch stetig, zumal sich seine Worte und sein Wirken
beim „Volke“ herumsprechen. Die Botschaften seiner „Events“ gegen die Mächtigen unserer Zeit sprechen sich schnell herum. Der öffentliche Protest gegen die Tricksereien der Banken, - wie damals
als die Tische der Geldwechsler im Tempel umgestoßen wurden.
Der Protest gegen die Großkonzerne und die Leugnung oder Diffamierung der Abgehängten in diesem System entsprechen denen des vor mehr als zweitausend Jahren wirkenden Gottes- und
Menschensohnes.
Spätestens mit seiner „Bergpredigt“ – wie vor Jahrhunderten – wird den Mächtigen unserer Zeit klar, dass hier ein „Revolutionär“ am Werke ist, den
man so nicht weiter gewähren lassen darf und kann.
Wie die Geschichte endet? Wahrscheinlich so wie vor mehr als zweitausend Jahren. In unserer heutigen Zeit sind die Methoden zwar etwas subtiler -
zumindest in einer demokratischen Gesellschaft – wie wir ja eine zu sein vorgeben -. Im Endergebnis läuft es jedoch auf dasselbe hinaus. Zuerst die Verleumdung, und Ächtung in den Medien, dann
das Anheuern eines bezahlten V-Mannes unter seinen Anhängern und zum Schluss die Anklage vor einem von den Mächtigen bestellten Gericht. Es erfolgt dann die Aberkennung seines Status als
Verfolgter und er wird zurückgeschoben in sein vorgeblich sicheres Herkunftsland. Was ihm von dort Herrschenden droht, können wir genauso in einer jahrtausendalten Schrift nachlesen, die von
alten Besatzern aus Rom und von alten mächtigen Clanfürsten aus Judäa und Jerusalem handelt.
Was aber das Vermächtnis aus dieser neuen und aus der alten Geschichte für uns angeht, es lautet: Wie es schon immer gelautet hat:
Glaube, Liebe, Hoffnung.
Hallo Ihr Lieben, es tut mir leid, dass ich Euch enttäuschen muss. Nein, in diesem Jahr wird es nichts mit einer Weihnachtsgeschichte. Mir steht absolut nicht der Sinn nach Weihnachten, null Bock weder auf Hektik, noch auf Besinnlichkeit oder sonstiges Gewusel oder Gedusel. Anfang des Jahres habe ich noch geglaubt, dass alles besser werde, habe im Freundeskreis eine Lesung mit Diskussion über meine Schreibwerkstatt und das Handwerk des Schreibens veranstaltet. Dann kamen gesundheitliche und sonstige Rückschläge und das Jahr ging aus den Fugen. Als Ersatz für die gewohnte Weihnachtsgeschichte kann ich Euch nur anbieten, dass ihr - anhand eines in meiner Lesung vorgetragenen Konzeptes - Euch die Weihnachtsgeschichte 2019 zusammenbastelt. Viel Spaß damit und kommt gut über die Feiertage und ins neue Jahr.
Das Konzept für eine Weihnachtsgeschichte
Ein Bild: Vorweihnachtszeit: Berlin im Jahre 2000 Mir läuft ein kleiner Junge über den Weg, der von zu Hause ausgebüxt ist und zu seinem Großvater nach Finnland will. Ich muss ihn wieder nach Hause bringen. Beschreibung: Etwa 5 Jahre alt, Kindertrolly mit aufgeschnalltem Plastik Bob Frage: Wohin geht die Reise, kleiner Mann? Antwort: Zum Opa in Finnland, am Nordpol, wegen dem Weihnachtsmann
Ein Ausspruch: Mutter: Zu unbekannten Männern darf ich nicht ins Auto steigen Name und Adresse runterbeten, Gegenseitiges Bekanntmachen jetzt kennen wir uns ja, jetzt kannst Du einsteigen
Erinnerung an eine Kindheit: Frage: Wo ist dein Kuscheltier? Antwort: Meinen Eisbären habe ich zu Hause gelassen Einwurf: Der muss aber doch mit zum
Nordpol
Eine neue Beziehung: Frage: warum willst Du zu Opa und dem Weihnachtsmann an den Nordpol Geplapper: wegen dem neuen Onkel, der hat geschimpft und dann gesagtFrag mich doch nicht, frag doch den Weihnachtsmann
Ein Gespräch: Zuhause: eine besorgte Mutter; erzählt Geschichte von Trennung und neuem Freund und Streit mit diesem wegen des Jungen
Umsetzung der Geschichte und Happy End ???: Weihnachtsmannagentur, Kostümverleih Der Weihnachtsmann sucht und findet Ehemann oder der Opa kommt als Weihnachtsmann Mit diesem wird Alles gut Fröhliche Weihnacht überall.